Detailseite
Nichtunterlegenheit und zusätzlicher Nutzen von internetbasierter versus face-to-face kognitiver Verhaltenstherapie für Insomnie: eine randomisierte kontrollierte Studie
Antragsteller
Professor Dr. Kai Spiegelhalder
Fachliche Zuordnung
Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Klinische Psychiatrie, Psychotherapie und Kinder- und Jugendspychiatrie
Klinische Psychiatrie, Psychotherapie und Kinder- und Jugendspychiatrie
Förderung
Förderung seit 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 422022593
Schwierigkeiten ein- oder durchzuschlafen in Kombination mit einem hohen Leidensdruck oder Beeinträchtigungen in Alltagsaktivitäten sind die Hauptmerkmale der Insomnie. Weltweit leiden 6-10% der Bevölkerung an Insomnie. Schlafstörungen stellen eine erhebliche Belastung für Patienten dar, da sie ihr soziales, familiäres und berufliches Leben sowie die Lebensqualität stark beeinträchtigen. Zudem ist Insomnie ein bedeutsamer Risikofaktor für Depressionen und Angststörungen sowie für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes. Schließlich stellt Insomnie, vor allem aufgrund von Produktivitätsverlusten, eine erhebliche sozioökonomische Belastung dar.Die beiden häufigsten Behandlungsmethoden für Insomnie sind die Gabe von Benzodiazepin-Rezeptor-Agonisten (BZRA) und kognitive Verhaltenstherapie der Insomnie (KVT-I). Kurzfristig können BZRA das Ein- und Durchschlafen verbessern, Toleranzeffekte und das hohe Abhängigkeitspotenzial sind jedoch ernste Nebenwirkungen. Mit KVT-I ist eine sichere Therapieform vorhanden, die Schlafstörungen sehr wirksam und nachhaltig reduziert. Leitlinien für die Behandlung der Insomnie empfehlen übereinstimmend KVT-I als die Therapie der ersten Wahl. Jedoch deuten Daten von Krankenkassen darauf hin, dass KVT-I in der Routineversorgung nicht weit verbreitet ist. Daher haben Patienten mit Insomnie in der klinischen Praxis nur begrenzten Zugang zur Therapie der ersten Wahl.In den letzten Jahren gab es zunehmend wissenschaftliche Belege dafür, dass internetgestützte KVT-I (iKVT-I) sehr wirksam ist. Ihre Effekte erscheinen vergleichbar mit denen der bewährten KVT-I im Behandlungszimmer vor Ort (KVT-I vor Ort). Folglich wurde iKVT-I als eine zukunftsweisende Möglichkeit vorgeschlagen, um das Problem der Unterversorgung zu lösen. Sie kann flächendeckend angeboten werden, ist für Patienten jederzeit und an jedem Ort zugänglich und passt zu einem Lebensstil, der immer stärker von Digitalisierung geprägt ist. Die höhere Flexibilität von iKVT-I bietet Vorteile. Nicht zuletzt sparen Patienten Zeit und Kosten, die mit dem Besuch von Therapeuten vor Ort verbunden sind. Inwieweit der Optimismus zum Potenzial von iKVT-I gerechtfertigt ist, können jedoch nur Studien belegen, in denen beide Formen der KVT-I direkt miteinander verglichen werden. Daher soll in der geplanten Nicht-Unterlegenheitsstudie erstmalig untersucht werden, ob Patienten von internetgestützter und KVT-I vor Ort tatsächlich im gleichen Maße profitieren. Bisherige Studien konnten dies nicht zweifelsfrei belegen. Falls sich diese Annahme bestätigt, könnten Patienten mit Insomnie eine Wahlmöglichkeit erhalten und es könnten insgesamt mehr Patienten mit der Therapie erster Wahl versorgt werden. Die Studie kann Allgemein- und Schlafmedizinern sowie Psychotherapeuten eine verlässliche Basis liefern, ihre therapeutischen Optionen zu erweitern. Politische Entscheidungsträger erhalten Informationen, die für die Implementierung von iKVT-I in die Routineversorgung bedeutsam sind.
DFG-Verfahren
Klinische Studien