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Dynamik der Osteuropäischen Waldsteppezone im Holozän: Klima-, Mensch- und Feuereinflüsse
Antragstellerin
Dr. Lyudmila Shumilovskikh
Fachliche Zuordnung
Physische Geographie
Ökologie und Biodiversität der Pflanzen und Ökosysteme
Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Ökologie und Biodiversität der Pflanzen und Ökosysteme
Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung
Förderung von 2019 bis 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 422265568
Als breiter Streifen erstreckt sich die Waldsteppe von den Karpaten bis zum Ural durch das östliche Europa. Aufgrund das engen Nebeneinander von Wäldern und Steppenflächen ist das Gebiet durch eine hohe Pflanzenvielfalt ausgezeichnet, die aber durch die zunehmende Agrarwirtschaft sehr bedroht wird. Wegen ihrer fruchtbaren Tschernosemböden gehört die Waldsteppezone zu den wichtigsten Getreideanbaugebieten der Erde. Menschen beeinflussten das Gebiet schon im Paläolithikum. Ab dem Neolithikum kam es dann zunehmend zu der Umwandlung dieses weiten Gebietes zu einer Kulturlandschaft. Bis jetzt ist die Geschichte des Naturraums und seiner Wandlung kaum bekannt, da die vorliegenden Paläodaten völlig unzureichend sind.Unser Hauptanliegen ist daher die Rekonstruktion der Vegetationsgeschichte des europäischen Waldsteppen Zono-Ökotons vor dem Hintergrund von Klimaänderungen, Feuer und menschlichem Einfluss. Das dafür gewählte Untersuchungsgebiet liegt im Herzen dieses Ökotons zwischen den Flüssen Dnepr und Don. Die Zusammensetzung der hiesigen Pflanzenwelt ist ausgesprochen sensitiv gegenüber jeglichen Änderungen von Temperatur, Niederschlag und menschlichen Aktivitäten. Der Einfluss von Nomaden und Ackerbauern reicht hier Jahrtausende zurück.Die gesamte ökologische Bandbreite der Walsteppe wird anhand holozäner Archive aus drei Regionen untersucht, welche sich von der angrenzenden Waldzone im Norden bis zu den Steppen im Süden erstrecken. Die Archive werden lithologisch, palynologisch (Pollen und Non-Pollen Palynomorphe) sowie hinsichtlich Großresten und Holzkohlen hochauflösend zwischen Jahrhunderten bis Jahrzehnten analysiert. Für zuverlässige Altersmodelle werden AMS-Radiokarbondatierungen an sicher bestimmten pflanzlichen Makroresten durchgeführt. Basierend auf den palynologischen und Holzkohle-Daten werden regionale wie lokale Vegetationszusammensetzung, Waldbedeckung, Klima, Ackerbau, Waldrodung, Feuergeschichte, Erosion und Beweidungsdruck rekonstruiert. Abschließend werden Karten der Vegetationsdynamik der osteuropäischen Waldsteppe in Raum und Zeit für das gesamte Holozän erstellt.Die Ergebnisse des Projektes werden zum tieferen Verständnis von grundsätzlichen paläoökologischen Fragestellungen beitragen. Zu solchen gehören zum Beispiel Fragen nach der Entstehungsgeschichte von Waldsteppen, die Änderung ihrer Vegetations- und Artenzusammensetzung im Laufe des Holozäns, die Reaktion des Waldsteppenökotons auf große klimatische Änderungen und auf menschlichen Einflüsse sowie der Transformationsprozess der Waldsteppe zu einer Agrarlandschaft. Die Antworten auf diese Fragen sind essenziell für die Entwicklung möglicher Strategien einer nachhaltigen Entwicklung von Waldsteppenzonen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen