Detailseite
Projekt Druckansicht

Die Bedeutung unmoralischen Verhaltens in der Landwirtschaft

Fachliche Zuordnung Agrarökonomie, Agrarpolitik, Agrarsoziologie
Förderung Förderung von 2019 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 422352080
 
Erstellungsjahr 2024

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Unmoralisches Verhalten, wie Falschinformation, Betrug oder das Akzeptieren negativer externer Effekte, führt zu erheblichen volkswirtschaftlichen Verlusten und zur Fehlallokation von Ressourcen. Unrühmliche Beispiele wie der Dioxin-Skandal und diverse Fleischskandale zeigen, dass auch im Sektor Agrarwirtschaft unmoralische Verhaltensweisen auftreten. Eine fundierte wissenschaftliche Analyse unmoralischen Verhaltens ist deshalb Grundlage und Ausgangspunkt für politische und gesellschaftliche Ansätze der Reduzierung solcher Verhaltensweisen. Da Beobachtungsdaten zu unmoralischem Verhalten kaum vorliegen und diese nur unzureichend Kausalitäten aufdecken können, sind ökonomische Experimente das methodische Mittel der Wahl zur Untersuchung unmoralischen Verhaltens. Das Hauptziel des Forschungsvorhabens bestand darin, einen methodischen Beitrag zur Erfassung unmoralischen Verhaltens zu leisten und zusätzliche Zusammenhänge zwischen ökonomischen Präferenzen, sowie persönlichen Eigenschaften und unmoralischen Verhalten aufzudecken. Dazu wurden Untersuchungen in drei zusammenhängenden Problembereichen durchgeführt: 1. Untersuchung eines neuartigen methodischen Ansatzes zur Messung von unmoralischem Verhalten bei Landwirten, welches die individuelle Lüge als private Information erhält und es den Experimentatoren trotzdem erlaubt, den exakten Lügenumfang einer Stichprobe zu bestimmen (Methodische Innovation). 2. Den Einfluss von Unsicherheit bezüglich negativer externer Effekte auf die Moral bei Marktentscheidungen (Moral und Märkte). 3. Ökonomische Präferenzen, die moralische Verhaltensweisen beeinflussen (Vertrauen und Risikopräferenzen), genauer zu analysieren und Einflussfaktoren auf diese Präferenzen zu bestimmen (Ökonomische Präferenzen). Die Ergebnisse zeigen, dass mit einem neu entwickelten methodischen Ansatz unmoralisches Verhalten (Lügen) nachgewiesen werden kann. Die Methode zeigt aber weniger unehrliches Verhalten als das Standardverfahren, welches keine Beobachtbarkeit durch Experimentator*innen zulässt. Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung der Methodenwahl. Es existiert eine Sensitivität gegenüber allen Formen der Transparenz des unmoralischen Verhaltens. Bei Markttransaktionen wird moralisches Verhalten durch verringerte Unsicherheit gefördert. Das bedeutet, dass Moral bei Transaktionen wichtiger wird, wenn die sichere Möglichkeit der Vermeidung negativer externer Effekte besteht. Dies ist z. B. dann der Fall, wenn Konsumenten eine Form der Marktbeeinflussbarkeit durch ihre Kaufentscheidung wahrnehmen. Moderne Kommunikationstechnologien können Vertrauen fördern. Da Kommunikation und Vertrauensaufbau über größere räumliche Distanzen möglich sind, kann Technologie eine vertrauensbildende Maßnahme sein. Zur Erfassung der Risikoeinstellung mit komplexeren Methoden ist es wichtig, die kognitiven Fähigkeiten der Teilnehmergruppe zu kennen. Die Aussagefähigkeit und Messgenauigkeit der Methode hängen, insbesondere bei Männern, maßgeblich von deren kognitiven Fähigkeiten ab. Die Kenntnis der zu untersuchenden Teilnehmer*innengruppe ist folglich unabdingbar. Während die Risikoeinstellung Einfluss auf zahlreiche ökonomische Entscheidungen hat, ist die Entscheidung des Verlassens ruraler Gebiete und der Umzug in städtische Gebiete nicht von der Risikoeinstellung beeinflusst. Allerdings unterscheidet sich die Zeitpräferenz von Menschen in städtischen und ruralen Gebieten.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung