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Pfarrer als ausgezeichnete Staatsdiener: Gesellschaftliche Integration von protestantischen Geistlichen durch Orden und Ehrenzeichen im Königreich Bayern von 1806 bis 1918

Fachliche Zuordnung Evangelische Theologie
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung seit 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 422556432
 
Staatliche Verdienstorden und Ehrenzeichen gehören zum symbolischen Kapital von Politik und Macht (unter Bezugnahme auf Pierre Bourdieu vgl. Vogt: Zur Logik der Ehre; Winkle: Volksorden). Diese Feststellung gilt vor allem für das 19. und frühe 20. Jahrhundert, also für eine Zeit, in der staatsbürgerliches Engagement durch konstitutionelle Monarchen und ihre Behörden mit zahlreichen tragbaren Auszeichnungen belohnt wurde. Die Einrichtung und der Ausbau dieses Belohnungssystems lassen wichtige Rückschlüsse auf die Struktur der damaligen Gesellschaft zu. In reichlich hundert Jahren bis zum 1. Weltkrieg gab es gerade in den deutschen Monarchien ein immer breiteres Spektrum von staatlichen Auszeichnungen. Bestimmte soziale und berufsständische Gruppen (Adel, Militär und Juristen) gehörten dabei zu den besonders begünstigten Empfängern fürstlicher Gunstbeweise. Die Kirche und die Pfarrerschaft zählten dagegen eher nicht zu den klassischen Trägern staatlicher Auszeichnungen, dürfte doch schon aus theologischer Sicht Jesu Mahnung Mt 6, 19f. („Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden [...]. Sammelt euch aber Schätze im Himmel [...]“) ebenso zeitlose Gültigkeit beanspruchen wie das im Corpus Paulinum enthaltene Diktum 2 Kor 4, 18 („uns, die wir nicht sehen auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare. Denn was sichtbar ist, das ist zeitlich, was aber unsichtbar ist, das ist ewig“). Gleichwohl zählten in der Epoche vor 1918 auch die Angehörigen des geistlichen Standes beider großen Kirchen faktisch zu den Empfängern von Orden und Ehrenzeichen. Das Forschungsvorhaben leistet in zwei Hinsichten einen wichtigen Beitrag zur Geschichte des Verhältnisses von Staat und Kirche im langen 19. Jahrhundert in einem exemplarisch ausgewählten deutschen Teilstaat. Zum einen soll das Ausmaß, in dem protestantische Kirchenvertreter am System staatlicher Auszeichnungen partizipiert haben, ermittelt werden. Zum anderen soll am konkreten Beispiel durch eine interdisziplinär motivierte Herangehensweise nachvollzogen werden, wie sich diese Berufsgruppe in die Gesellschaft des modernen Bayern integriert hat.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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