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Kalifales Herrschaftsverständnis und die Entwicklung westislamischer Palastarchitektur: Der obere Saal (Edificio Basilical Superior) von Madinat al-Zahra bei Córdoba/Spanien

Antragstellerin Dr.-Ing. Heike Lehmann
Fachliche Zuordnung Architektur, Bau- und Konstruktionsgeschichte, Bauforschung, Ressourcenökonomie im Bauwesen
Förderung Förderung seit 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 422590414
 
Die Palaststadt Madinat al-Zahra (bei Córdoba/Spanien) wurde im 10. Jh. durch ʿAbd al-Raḥmān III gegründet, nachdem dieser das Kalifat von Córdoba proklamiert hatte und den Anspruch erhob, als religiös legitimierter Führer der gesamten islamischen Gemeinschaft anerkannt zu werden. Das Projekt widmet sich der bauforscherischen Untersuchung des „Edificio Basilical Superior“, eines der beiden Hauptsäle innerhalb des offiziellen Sektors im Palastbezirk von Madinat al-Zahra, seiner Nebenbauten und der angrenzenden Erschließungssysteme. Es wird exemplarisch untersucht, wie sich das Selbstverständnis des Kalifen architektonisch und städtebaulich manifestierte, wie das in historischen Quellen überlieferte Hofzeremoniell räumlich inszeniert wurde und welche Raumkonzepte und Idealstadtvorstellungen aus der antiken, byzantinischen und islamischen Welt in Madinat al-Zahra adaptiert, neu interpretiert und weiterentwickelt wurden. Von besonderem Interesse sind sowohl bauliche Veränderungen im Zuge der Verlagerung des kalifalen Amtssitzes von Córdoba nach Madinat al-Zahra als auch Umbauten im Zuge der Verwaltungsreformen von ʿAbd al-Raḥmān III. und seinen Nachfolgern. Die bis in das frühe 20. Jh. zurückgehende Grabungs- und Restaurierungsgeschichte des Untersuchungsareals wurde in der ersten Förderperiode des DFG-Projekts aufgearbeitet und durch eine komplette 3D Vermessung, klassische Bauaufnahmezeichnungen und Bauteilaufnahmen ergänzt. Die Fortsetzung des Projekts fußt auf der Auswertung dieser Datengrundlage und einer geophysikalischen Prospektion zur Klärung von Vorgängerbauphasen. Es werden Bauphasenpläne erarbeitet, Bautechniken, Maß- und Proportionssysteme sowie Raumkonzepte untersucht. Als Forschungswerkzeug wird ein H-BIM entwickelt, in dem alle Daten zusammengeführt werden können, und was die Unterscheidung von Bauphasen, die Trennung von Bestand und neuzeitlicher Rekonstruktion sowie die Überprüfung alternativer Rekonstruktionsvorstellungen erlaubt. Als Ergebnis des Projekts soll eine Studie zur architektonischen Konzeption und zu den Entwicklungsphasen des Palastkomplexes vorliegen, die zum Verständnis von Madinat al-Zahra als Herrscherresidenz des 10. Jh. beiträgt. Aus architekturgeschichtlicher Sicht beleuchten die Projektergebnisse das Verständnis der frühislamischen Gesellschaft vom Herrschen und Repräsentieren und erweitern die Wissensgeschichte zum frühen Mittelalter. Während der Projektlaufzeit werden Erkenntnisse in interdisziplinären Forschungsgruppen diskutiert sowie durch Tagungsbeiträge und Aufsätze publiziert. Als Pilotprojekt von Baureka online wird an der Langzeitarchivierung der 3D-Daten geforscht, außerdem werden die Projektdaten in den DAI-Systemen und in Madinat al-Zahra archiviert. Damit sind sie nicht nur langfristig gesichert, sondern im strukturellen Zusammenhang auswertbar. Die Ergebnisse des Projekts werden monografisch vorgelegt und fließen in die museale und didaktische Präsentation der Stätte Madinat al-Zahra ein.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Spanien
 
 

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