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Neuedition der Vita Abt Wilhelms von Hirsau

Antragsteller Dr. Denis Drumm
Fachliche Zuordnung Mittelalterliche Geschichte
Förderung Förderung von 2019 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 422724299
 
Das Kloster Hirsau spielt traditionell in der deutschsprachigen Mediävistik eine zentrale Rolle bei der Erforschung von Reformzusammenhängen und der rechtlichen Emanzipation der Klöster während des sogenannten Investiturstreits. Als eine zentrale Quelle für diese Entwicklung und die Ausbreitung einer spezifischen "Hirsauer Reform" wurde die Vita Abt Wilhelms von Hirsau bereits häufig von Forschern benutzt. Obwohl diese Quelle häufig als wichtiger Referenzpunkt und Beleg für weitere Thesen angesehen wurde, gab es bis jetzt noch keine grundlegende Untersuchung der Vita als Ganzes. Aufgrund dessen bleiben zentrale Fragen zur Datierung, der Autorschaft und der Intention des Textes bis heute unbeantwortet oder zumindest vage. Dieser Missstand wird dadurch potenziert, dass Forscher bis heute mit einer kritischen Edition arbeiten müssen, die im Jahre 1856 erschien und nur vier der dreizehn heute bekannten Abschriften der Vita berücksichtigte. Neben diesem textkritischen Umstand entspricht die Edition auch in weiteren Bereichen nicht mehr den heutigen Standards einer wissenschaftlichen Edition. Daher ist es ein zentrales Ziel dieses Projekts eine den modernen Standards entsprechende Edition der Vita Abt Wilhelms von Hirsau zu erstellen, um die alte zu ersetzen. Da wir nun Kenntnis von dreimal so vielen Abschriften der Vita besitzen, können wir von einer Kollation der Handschriften einen wesentlich verlässlicheren, stabileren Text erwarten. Zusätzlich lässt die größere Anzahl an Abschriften nun auch weitere Aussagen über die Verbreitung des Textes und die Abhängigkeiten untereinander zu. Des Weiteren untersucht dieses Projekt die kodikologischen Zusammenstellungen der einzelnen Handschriften und versucht die Vita Wilhelms in diesen Kompilationen genauer zu verorten. Da die Vita in der Vergangenheit, trotz ihrer angenommenen Bedeutung, häufig mit Pauschalurteilen belegt wurde, gerade was die Entstehungsumstände und die Intention angeht, gilt es, diesen hagiographischen Text basierend auf den neuesten Erkenntnissen der Mönchtumforschung entsprechend zu kontextualisieren. Dies ist besonders bedeutsam, da grundlegende Paradigmenwechsel in der Art und Weise, wie wir heute auf monastische Gemeinschaften und Ordenszusammenhänge schauen, kaum auf das Beispiel Hirsau und schon gar nicht auf die Vita Abt Wilhelms angewandt wurden. Unter Berücksichtigung dieser neuen Erkenntnisse soll ein tieferes Verständnis der Vita und der historischen Umstände zu Zeiten ihrer Verschriftlichung entstehen. Dies beinhaltet ebenso eine Untersuchung der sprachlichen und linguistischen Abhängigkeiten des Textes, die in der Edition entsprechend aufgeführt werden sollen. Insgesamt soll eine Edition entstehen, die die neue Textbasis berücksichtigt, die neueren Forschungsergebnisse im Bereich der Klosterforschung miteinbezieht und dies alles wissenschaftlich akkurat präsentiert.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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