Detailseite
Implicit biases und nach vorne gerichtete Verantwortung
Antragsteller
Dr. René Baston
Fachliche Zuordnung
Praktische Philosophie
Theoretische Philosophie
Theoretische Philosophie
Förderung
Förderung von 2019 bis 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 423200030
Das Projekt widmet sich der Frage nach der Verantwortung für diskriminierendes Verhalten, welches durch implizite kognitive Verzerrungen (implicit biases) verursacht wurde. Klassischerweise wird angenommen, dass Personen für Handlungen verantwortlich sind, wenn sie wissen, welche Gründe die entsprechende Handlung verursacht haben. Eine moralische Verantwortung für nicht-intendiertes Verhalten wird auf dieser Grundlage von verschiedenen Seiten bestritten oder verteidigt. Was dabei häufig außer Acht gelassen wird, ist das sogenannte 'nach vorne gerichtete Verständnis von Verantwortung' (forward-looking responsibility). Nach diesem Konzept wird nicht nach den vergangenen Bedingungen gefragt, unter denen die Handlung der Person stattfand, um zu entscheiden, ob eine Person verantwortlich ist oder nicht. Stattdessen wird gefragt, ob durch die Zuschreibung von Verantwortung für die Zukunft positive Effekte zu erwarten sind. Das Ziel des Projekts ist eine Diskussion dieses Verständnisses von Verantwortung und deren philosophischer Implikationen für implizite kognitive Verzerrungen (implicit biases). Das Projekt gliedert sich in drei Schritte: (1) es soll ein Verständnis von Kontrolle entwickelt werden, welches erklärt, unter welchen Voraussetzungen eine Person Kontrolle über ihr Verhalten hat, auch wenn sie aktuell nicht weiß, welche kognitiven Prozesse gerade ihr Denken und Handeln beeinflussen. Aufgrund verschiedener empirischer sowie theoretischer Beiträge lässt sich zeigen, dass hierbei die Motivationen eine besondere Rolle spielen; (2) die nach vorne gerichteten Konzepte von Verantwortung sollen hinsichtlich ihrer Stärken und Schwächen untersucht werden. Dabei wird angenommen, dass Personen nicht beliebige mentale Zustände in sich erzeugen können, sondern dass unter Umständen dafür äußere Ursachen nötig sind. Es wird angenommen, dass Veranwortungszuschreibungen die Motivationen von Personen beeinflussen – Personen können dadurch in Zukunft Kontrolle über ihr Verhalten erlangen, welches sie bisher nicht kontrollieren konnten; (3) auf Grundlage der Verantwortungstheorie von Michael McKenna, wonach Verantwortung eine besondere Art der Kommunikation ist, wird die besondere Rolle der Schuldzuschreibung untersucht. Dabei wird, unter Berücksichtigung aktueller empirischer Ergebnisse der Sozialpsychologie, ein besonderer Fokus auf die Bedingungen einer gelungenen Verantwortungs-Kommunikation gelegt.
DFG-Verfahren
Forschungsstipendien
Internationaler Bezug
USA
Gastgeber
Professor Dr. Michael McKenna