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Best Practices für den Rückbau von Atomkraftwerken: Wie kann effizienter Rückbau unter unterschiedlichen regulatorischen Rahmenbedingungen erreicht werden
Antragsteller
Professor Dr. Christian von Hirschhausen
Fachliche Zuordnung
Wirtschaftspolitik, Angewandte Volkswirtschaftslehre
Förderung
Förderung seit 2019
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 423336886
In den Ingenieurswissenschaften ist die Atomkraft ein breites Forschungsgebiet, nicht jedoch im wirtschaftspolitischen oder organisatorischen Kontext. Der Rückbau von AKW wurde bislang unzureichend beleuchtet, zum Teil aufgrund weniger abgeschlossener Projekte und neuer Regularien. Beim Bau der ersten AKW wurde schwerpunktmäßig auf den Betrieb der Anlagen geachtet, weniger auf deren späteren Rückbau. Infolgedessen erzielten die Rückbauprojekte mangelhafte Ergebnisse. Angesichts weltweit hunderter AKW die in den nächsten Jahrzehnten zurück gebaut werden und einem, bis 2050 auf 1.000 Milliarden USD geschätzten Rückbaumarkt, bedarf es eines besseren Verständnisses der bestehenden Regularien und Politikansätze sowie der Marktstrukturen. Dies ist der Kontext des vorliegenden Projektantrags. Ziel ist es, Best Practices zu identifizieren, die einen zeitnahen, sicheren sowie kosteneffizienten Rückbau weltweit gewährleisten. Zunächst ist der zeitnahe Rückbau entscheidend. Dieser Prozess kann mehrere Jahrzehnte andauern und etwaige Verzögerungen drohen zukünftige Generationen zu belasten. Zweitens mindert ein sicherer Rückbauprozess Risiken für Mensch und Natur. Kosteneffizienz im Rückbau trägt schließlich dazu bei, die Gefahr von Kostensteigerungen und Finanzierungsengpässen zu entschärfen, sodass im Insolvenzfall der Steuerzahler nicht gezwungen wird die finanzielle Verantwortung zu tragen. Um dieses Forschungsziel zu erreichen, schlagen wir einen dreistufigen Prozess vor: Revision, ökonomische Analyse und Synthese von Best Practices. Zunächst analysieren wir den Status Quo des Rückbaus in den USA, Frankreich, Deutschland, Schweiz, Schweden, U.K., Litauen und Japan. Darauf aufbauend führen wir eine vollständige qualitative Analyse der verschiedenen Rahmenbedingungen und Organisationsmodelle durch; hierbei verwenden wir verschiedene Ansätze aus der Institutionen- und Industrieökonomik sowie der politischen Ökonomik. Diese ganzheitliche Bewertung ermöglicht die Auslegung des theoretisch optimalen Markts sowie institutioneller Strukturen für einen sicheren und effizienten Rückbau. Im dritten und letzten Schritt synthetisieren wir die Erkenntnisse aus den nationalen Fallstudien und Analysen und kompilieren eine Reihe von Best Practices für aktuelle sowie aufstrebende Atomkraftländer. Während der Projektdurchführung legen wir großen Wert auf Verbreitung und auf die Konsultation von Industrie, Regierung und Aufsichtsbehörden aus Atomkraftländern. Darüber hinaus haben wir einen Expertenbeirat zusammengestellt, der unsere Untersuchung kritisch und leitend begleitet. Wir setzen diese Stakeholder in Workshops und bilateralen Treffen ein. Durch die erstmals vollständige ökonomische Beurteilung der Rückbaupolitik schließt der Projektvorschlag eine signifikante Forschungslücke. Aufgrund der Herausarbeitung von Best Practices, die die Stakeholder implementieren können, ist das Forschungsprojekt sowohl gesellschaftlich als auch ökonomisch von hoher Bedeutung.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Schweiz
Kooperationspartner
Professor Dr. Hannes Weigt