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Making Green Germany: Die Entstehung der Klimapolitik während der Wiedervereinigung Deutschlands und der Transformation Europas nach dem Kalten Krieg

Antragsteller Dr. Stephen Milder
Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2019 bis 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 423371999
 
Dieses Forschungsprojekt untersucht, wie die Bemühungen den anthropogenen Klimawandel abzuschwächen zur Zeit der Wiedervereinigung in Deutschland zunehmend politisches Gewicht erlangten. Dabei geht es einerseits darum zu verstehen, welchen Einfluss politische Entwicklungen wie das Ende des Kalten Krieges und die deutsche Wiedervereinigung auf das Thema Klimawandel hatten; andererseits wird danach gefragt, welche Rolle Klimapolitik im wiedervereinigten Deutschland spielte. Im Gegensatz zu den bisherigen Studien, die das Phänomen Klimawandel weitgehend losgelöst von den großen politischen Entwicklungen analysieren, geht die Studie davon aus, dass Klimapolitik auf vielfältige Weise mit den politischen Entwicklungen in Deutschland und Europa verflochten war. Klimawandel wurde bislang primär als Serie technischer Probleme und Herausforderungen interpretiert, die zusammengenommen ein hochkomplexes Problem („wicked problem“) darstellen, das theoretisch und im Ansatz durch hochspezifische technische Zugänge „gelöst“ werden kann. Das Forschungsprojekt stellt dieser Interpretation eine neue Sicht an die Seite, indem es den politischen Kontext in den Vordergrund stellt. Dadurch wird sichtbar, dass die Klimapolitik der Bundesrepublik nach dem Ende des Kalten Krieges weder als eigenständiges technisches Problem gesehen wurde noch als ein Projekt radikaler neuer Lösungen. Vielmehr entwickelte sich die Klimapolitik sukzessiv in konkreten politischen Zusammenhängen und politischen Debatten im wiedervereinigten Deutschland. Das Projekt widmet sich konkret drei Transformationen in der Ära nach dem Kalten Krieg: 1) der Expansion der Demokratie und der neoliberalen Wirtschaftsordnung nach dem Ende des Kommunismus, 2) der Entstehung und Schaffung neuer Identitäten nach dem Ende der deutschen (und europäischen) Teilung und 3) der Neuausrichtung des Technologieverständnisses zur Zeit der Transformation des „Cold War Big Science“. Auf der Basis von archivalischen Quellen und Interviews, nimmt das Projekt vier spezifische Bereiche („case studies“) in den Blick: 1) die zunehmende Akzeptanz von marktbasieren Lösungen für Umweltprobleme in Zusammenhang mit der Idee einer „grünen Ökonomie“; 2) die verstärkte Bürgerbeteiligung an der Energieproduktion durch Einspeisevergütungen 3) die Bedeutung der internationalen Klimadiplomatie als Basis für eine neue deutsche Identität und 4) die Assoziierung dezentrale, „grüne“ Energieproduktion mit Klimaschutz, als durch unabhängige Forschungsinstitute befördert. Die Untersuchung der Klimapolitik der Bundesrepublik fokussiert demnach auf die Bedeutung des Klimawandels im großen politischen Rahmen zur Zeit der Wiedervereinigung und das Ende des Kalten Krieges, und sie macht darüber hinaus - als umweltgeschichtliche Studie - Zusammenhänge zwischen der Sorge um die Umwelt und sozialen und politischen Entwicklungen sichtbar.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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