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Auf der Suche nach Stabilität in turbulenten Jahren. Die Niederlande unter Ministerpräsident Jan Peter Balkenende (2002-2010)

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2019 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 423584086
 
Auf der Suche nach Stabilität in turbulenten Jahren. Die Niederlande unter Ministerpräsident Jan Peter Balkenende (2002-2010).Sowohl in ihrem Selbstbild als auch in der Perzeption durch das Ausland galten die Niederlande bis zum Ende des 20. Jahrhunderts als ein politisch stabiles, tolerantes und pro-europäisches Land. Politische Minderheiten und Immigranten seien vorbildhaft integriert worden, und im Mittelpunkt der politischen Kultur stehe nicht die Konfrontation, sondern die Suche nach gesellschaftlich breit getragenen Lösungen. Dieses Bild kippte im Jahr 2002. Der Aufstieg des Rechtspopulisten Pim Fortuyn und dessen Ermordung in jenem Jahr, der auch danach anhaltende Vormarsch der Populisten, die harten politischen Auseinandersetzungen über die Integration von Migranten, die zunehmende Europaskepsis und weitere außenpolitische Streitthemen – dies alles führte zu großer politisch-gesellschaftlicher Unruhe und zu mehreren politischen Krisen. So ist es nicht übertrieben, die Periode unter dem Ministerpräsidenten Jan Peter Balkenende (2002-2010) als die unruhigste in der niederländischen Nachkriegsgeschichte zu bezeichnen. Bislang fehlt eine politische Analyse dieser turbulenten Jahre, und diese Lücke soll die vorliegende Forschungsarbeit füllen. Die Forschungsergebnisse sind vielversprechend und bieten neue Einblicke, vor allem, weil unveröffentlichtes und bislang noch nicht erforschtes, primäres Archivmaterial des Ministeriums für Allgemeine Angelegenheiten (Archiv des Ministerpräsidenten), des Außen-, Innen- und des Justizministeriums verwendet werden konnte. Auf dem Programm stehen noch die Archive des Ministeriums für Soziales und Arbeit und des Finanzministeriums. Einzigartig ist auch, dass bis jetzt 13 Minister aus dem Untersuchungszeitraum und 10 weitere Politiker, hohe Beamte sowie ehemalige Vorsitzende von Arbeitgeber- und Arbeitnehmerorganisationen sich bereit erklärt haben, für ein Interview zur Verfügung zu stehen (u.a. der ehemalige Ministerpräsident Balkenende). Weitere Quellen sind Berichte über Parlamentsdebatten, Untersuchungen der öffentlichen Meinung und eine repräsentative Auswahl von Artikeln aus verschiedenen Tages- und Wochenzeitungen. Die Relevanz dieser Untersuchung geht über eine bloße Analyse der politischen Entwicklungen in den Niederlanden hinaus. Auch in Deutschland und in anderen europäischen Demokratien treten in zunehmendem Maße Volatilität in der Wählerschaft, aufkommender Populismus, emotionale Debatten über Integration und Migration, mühsame Regierungsbildung und eine gewachsene Skepsis im Hinblick auf die europäische Integration in Erscheinung. So kann die geplante, auf einzigartigem Material basierende Monografie auch Ansätze zu einem besseren Einblick in ähnliche Entwicklungen der jüngeren Zeit in Deutschland und anderen europäischen Ländern bieten.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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