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Die Römische Kaiserzeit (31 v. Chr.-284 n. Chr.) und ihre Kaiser: Akzeptanzbedürfnis, Kommunikationszwang und die Regierungspraxis (Handbuch der Altertumswissenschaften)

Fachliche Zuordnung Alte Geschichte
Förderung Förderung von 2019 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 423860684
 
Die römische Kaiserzeit und das Handeln der Kaiser lassen sich nur adäquat beschreiben, wenn man die zentralen Aspekte der Kaiserherrschaft in den Mittelpunkt rückt: das Akzeptanzbedürfnis der Kaiser und die kommunikativen Aktivitäten. Einerseits gilt: Die Gesamtheit der Verhältnisse im Imperium unterlag keiner zentralen intentionalen Steuerung. Andererseits gilt: Der Kaiser war, was der Kaiser tat. Man muss ergänzen: Der Kaiser war auch, was er sein und wie er gesehen werden wollte. Dies bedeutet, archäologische Denkmäler, Münzen und Inschriften als Elemente reichsweiter Kommunikationsprozesse zu begreifen. Kommunikation war die Hauptaufgabe, welche die Kaiser zu bewältigen hatten. Es ist aber nicht nur die „aristokratische Kommunikation“ zwischen dem Kaiser und der Reichselite, sondern es ist eine reichsweit geführte Kommunikation. Die kommunikative Aktivität der Kaiser und ihrer Umgebung diente nicht nur der Regelung von Sachfragen, vielmehr suchte sie dem existentiellen Erfordernis der kaiserlichen Rolle gerecht zu werden: der Herstellung von Akzeptanz. Der Prinzipat war kein „Akzeptanzsystem“, sondern ein ‚Akzeptanzbedürfnissystem‘, das heißt, die leitenden Akteure, die ihre Position in dem labilen ‚Prinzipat‘ erfüllten, mussten um Akzeptanz werben, um ihre Position und die sie erst ermöglichenden Rahmenbedingungen zu stabilisieren (oder auch nur, um ihr Leben zu retten). Wer dies ignorierte (wie C. Iulius Caesar), verlor nicht nur seine Position, sondern auch sein Leben; wer Akzeptanz erlangte, konnte seine Position behalten und eines natürlichen Todes sterben (wie der erste „princeps“ Augustus). Kommunikationspartner der kaiserlichen Zentrale waren nicht nur die senatorischen, sondern auch die reichsweiten Eliten, der Hof, das Militär und das (nicht nur stadtrömische) Volk, wobei diese Gruppen nicht homogen waren. Von diesen je eigene Interessen verfolgenden Kommunikationspartnern wurden Erwartungen und Bedürfnisse artikuliert, zugleich rezipierten und reflektierten diese Gruppen die Intentionen und Botschaften seitens des Princeps. Innerhalb dieses Bedingungsgefüges konnten individuelle Akzente gesetzt werden, die sich für einzelne Kaiser ermitteln und jeweils eine „imago“ eines Princeps erkennen lassen; in dieser Hinsicht war intentionales Handeln in der kaiserlichen Zentrale möglich und notwendig. Akzeptanzbedürfnis und Kommunikationszwang sind daher die Grundkategorien der neuen Gesamtdarstellung der Römischen Kaiserzeit. Das Agieren der Kaiser und der für ihn handelnden Akteure mit Blick auf ihre Akzeptanz erstrebenden Wirkungsabsichten ist zu analysieren und die Kontingenz ihrer Wirkungsmöglichkeiten zu berücksichtigen. Diese Kontingenz zeigte sich stets in den Rahmenbedingungen für (versuchtes, erfolgreiches oder auch misslingendes) Regierungshandeln. Dazu gehören auch Ereignisse: Feldzüge, Aufstände, familiäre Katastrophen, Unglücksfälle. Ereignisgeschichte soll daher auch geboten werden, aber nur in gezielter Auswahl.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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