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Letzte Neanderthaler und frühe Homo sapiens Besiedlung im Bawa Yawan Abri, Kermanshah, West-Zentrales Zagros Gebirge (Iran).
Antragsteller
Saman Heydari-Guran, Ph.D.
Fachliche Zuordnung
Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung
Förderung seit 2019
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 423897519
Neuere paläogenetische Analysen haben gezeigt, dass sich der anatomisch modernen Menschen (AMH) mit Neanderthalern und dem Denisova-Menschen gekreuzt hat. Außerdem weisen genetische Studien in Kombination mit paläolithischen Forschungen darauf hin, dass die letzten Kontakte zwischen AMH und Neanderthalern in West-Eurasien stattgefunden haben während des späten Pleistozäns (MIS 3). Neudatierungen von 40 Fundstellen zeigen, dass das Ende der Mousterien Technologie und wahrscheinlich auch das Verschwinden der Neanderthaler sich nicht auf bestimmte Gebiete beschränken, sondern in der Periode von 41-39 kya in verschiedenen Gebieten in West-Eurasien stattfand. Die Forschung vermutet außerdem, dass eine Kombination aus Klimaschwankungen und Konkurrenz mit AMH den Neanderthaler ausgerottet hat. Ein Kerngebiet ist das Zagros Gebirge. Während der letzten Jahre hat der Antragsteller ein Projekt in der Region von Kermanshah im West-Zentralen Zagros gestartet, das zum Ziel hat die Übergangsperiode zwischen Mittel-(MP) und Jungpaläolithikum (JP) zu untersuchen. Durch die neuen Untersuchungen wurden mehr als 260 Höhlen, Abris und Freilandstationen in einem Gebiet von 150 auf 100 km gefunden, die mit Besiedlungen des MP, JP und Epipaläolithikum assoziiert sind. In einer zweiten Phase wurde eine Probegrabung im Bawa Yawan (BY) Abri in der Region Kermanshah durchgeführt. Zwei Ausgrabungskampagnen in dieser Fundstelle erbrachten die Entdeckung: a) einer Abfolge von drei archäologischen Technokomplexen, nämlich MP, JP und EP, eingebettet in 6 geologische Horizonte in einem fast 370 cm tiefen Schnitt, b) eines Neanderthaler Zahnes an der Oberfläche von GH 5, c) einer Übergangsschicht GH 2 mit lithischen Artefakten aus dem MP und JP, d) einige Holzkohleproben rund um den Zahn in GH 5 datieren zwischen 40 und 45 kya und weisen auf eine relativ junge Neanderthaler Begehung an diesem Fundplatz und in der Region hin. Das vorgeschlagene Projekt wird multi-disziplinäre Methoden verwenden, die moderne Grabungsmethoden, Ultrafiltration AMS Radiokarbon Datierungen, U-Serien und OSL einschließen sowie die Untersuchung von 'site formation processes', intra-site spatial Analysen, Analyse der lithischen Artefakte und der Fauna. Diese Disziplinen sind notwendig, um die folgenden Fragen zu beantworten:- Wie ist die stratigraphische Abfolge der archäologischen Schichten in BY?- Ist die Präsenz zweier Technokomplexe (MP und JP) im GH 2 das Ergebnis zweier verschiedener Menschengruppen, die den Fundplatz gleichzeitig oder in verschiedenen Perioden genutzt haben?- Passt die stratigraphische Abfolge in BY in das Model kontinentaler Klimaänderungen, die auf globalen Aufzeichnungen basieren oder war das Untersuchungsgebiet durch lokale klimatische Bedingungen während des letzten Pleistozäns beeinflusst?- Ist der Neanderthaler Zahn in GH 5 ein Einzelfund oder gibt es noch mehr menschliche Skelettreste, die darauf warten entdeckt zu werden in einer erweiterten Ausgrabung?
DFG-Verfahren
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