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Die Legitimitätspolitik bewaffneter Gruppen

Fachliche Zuordnung Politikwissenschaft
Förderung Förderung seit 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 424426045
 
Bewaffnete nicht-staatliche Gruppen sind zentrale Akteure in den Kriegen der Gegenwart, die für massive Gewalt gegen Zivilisten wie auch für den Zerfall von Staaten verantwortlich gemacht werden. In der Diskussion werden diese Gruppen nicht selten als Kriminelle oder Terroristen charakterisiert, für die es keine Rolle spielt, ob ihre Ziele und Handlungen als legitim wahrgenommen werden oder nicht. Es gibt jedoch zahlreiche Hinweise, dass bewaffnete Gruppen nach Legitimität in der internationalen Politik streben und dort auch Anerkennungseffekte hervorrufen. Wie es nicht-staatliche Gewaltakteure schaffen, sich international mit Erfolg zu legitimieren, ist jedoch bislang nicht systematisch untersucht worden. Das Vorhaben geht davon aus, dass bewaffnete Gruppen internationale „Legitimitätspolitik“ betreiben, die darauf abzielt, als legitimer politischer Akteur anerkannt zu werden. Ziel des Projektes ist es, kausale Mechanismen der Legitimitätspolitik bewaffneter Gruppen zu identifizieren und zu überprüfen. Dabei geht das Projekt von folgender Leitfrage aus: Wie legitimieren sich bewaffnete Gruppen und mit welchen kausalen Mechanismen erzielen sie Anerkennungseffekte in der internationalen Politik? Das Projekt ist in drei Phasen gegliedert: In einer ersten konzeptionellen Phase soll ein theoretischer Bezugsrahmen angelegt werden, mit dessen Hilfe plausible kausale Mechanismen der Legitimitätspolitik entwickelt und hinsichtlich ihrer Kontextbedingungen spezifiziert werden. In einer zweiten theoriegeleiteten Phase sollen die kausalen Mechanismen mit Hilfe des theoretischen Rahmens operationalisiert und anhand von vier Fällen (Westsahara, Syrien, Afghanistan, Angola) in Prozessanalysen getestet werden. In einer dritten Phase soll ein erweitertes Sample erarbeitet werden, wozu die internationalen Kooperationspartner des Projektes eigene Fallstudien beisteuern sollen. Ziel ist es, auf der Grundlage einer größeren Fallzahl den Geltungsbereich der kausalen Mechanismen näher zu bestimmen sowie Hinweise auf mögliche weitere kausale Mechanismen und deren Kontextbedingungen zu erlangen.In theoretischer Hinsicht verspricht das Projekt einen Beitrag zur politischen Soziologie bewaffneter Gruppen als Akteure der internationalen Politik und damit auch zum Verständnis internationaler Beziehungen. In Bezug auf den empirischen Ertrag liefert das Vorhaben Erkenntnisse über legitimierende Ideen und Aktionsformen nicht-staatlicher Gewaltakteure. In methodischer Hinsicht nimmt das Projekt mit dem Fokus auf kausale Mechanismen und Prozessanalysen Impulse aus der neueren Methodendiskussion in den Sozialwissenschaften auf. Das Projekt verspricht auch in friedenspolitischer Hinsicht einen wichtigen Beitrag, denn Erkenntnisse über das Streben bewaffneter Gruppen nach Legitimität erlauben es internationalen Akteuren, auf die politischen Ansprüche dieser Gruppen gezielter zu reagieren.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Dänemark, Frankreich, Großbritannien, USA
 
 

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