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Öffentliche Bibliotheken im Spannungsfeld von Finanzknappheit und kommunaler Daseinsvorsorge

Fachliche Zuordnung Humangeographie
Förderung Förderung von 2019 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 424608044
 
Erstellungsjahr 2022

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die zentralen Fragestellungen des Forschungsprojektes lauteten: Wie entwickeln sich öffentliche Bibliotheken im Spannungsfeld von Digitalisierung und Austerität, und welche Implikationen haben ihre Veränderungen für die Bildungsgerechtigkeit auf der lokalen Ebene? Untersucht wurden die Entwicklungen in drei Städten in Europa: Bonn (DE), Leicester (GB), Malmö (SE). Dabei wurden sowohl die lokalen Kontextbedingungen berücksichtigt und im Kontext der Entstehung lokaler politischer Regimes beleuchtet (Perspektive urbaner Regimes) als auch die Zusammenhänge zwischen den Maßstabsebenen (Mehrebenen-Perspektive). Methodologisch wurde ein qualitativer Methoden-Mix aus qualitativer Dokumenten- und Datenanalyse, Expert*innen-Interviews und teilnehmenden Beobachtungen angewandt. Bei der Auswertung der Daten wurde die qualitative Inhaltsanalyse eingesetzt. Vor dem Hintergrund von Digitalisierung und Austerität lassen sich in allen drei Fallstudienstädten Veränderungen des Angebots und der Nutzung feststellen. Es wurden zwei Erkenntnisse in Bezug auf den kommunalen Umgang mit Digitalisierung und Austerität erarbeitet: Den Abhängigkeiten zwischen den Maßstabsebenen kommt eine große Bedeutung zu. Das Abhängigkeitsverhältnis der lokalen zu den höheren Ebenen reduziert die kommunalen Handlungsspielräume und die Trennung der Ressorts Bildung und Kultur erschwert die lokale Bibliothekspolitik. In der Corona-Krise wurden die Handlungsspielräume der Kommunen erneut stark eingeschränkt. Gleichwohl kommt lokalen Regimes eine große Rolle für die konkrete Nutzung der Handlungsspielräume zu. Strategisch selektiv prägen sie die kommunale Bibliothekspolitik. Die konkreten kommunalen Strategien im Umgang mit Prozessen der Digitalisierung und der Austerität sind in den untersuchten Städten zum Teil sehr unterschiedlich. Es lassen sich jedoch drei ähnliche Implikationen für die Bildungsgerechtigkeit auf der lokalen Ebene erkennen: 1) Öffentliche Bibliotheken können als Möglichkeitsräume einer sozial-gerechten Stadtentwicklung gezielt zur Herstellung von Bildungsgerechtigkeit eingesetzt werden. 2) Im Spannungsfeld von Prozessen der Digitalisierung und Austerität werden Strategien befördert, die in den bereits benachteiligten Stadtquartieren zur Verschlechterung von Bildungsgerechtigkeit beitragen. 3) Im Zuge der Corona-Krise droht die öffentliche Bibliothek als dritter Ort gefährdet zu werden.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2020): Daseinsvorsorge in Gefahr. Öffentliche Bibliotheken zwischen Digitalisierung und Austerität. Geographica Helvetica 75: 107-122
    Thiele, K.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.5194/gh-75-107-2020)
  • (2020): Makerspaces - dritte Orte für eine zukunftsfähige (Postwachstums-)Gesellschaft. In: Lange, B.; Hülz, M.; Schulz, C.; Schmid, B. (Hrsg.): Postwachstumsgeographien. Raumbezüge diverser und alternativer Ökonomien. (transcript-Verlag) Bielefeld: 159-176
    Kurzeja, M.; Thiele, K.; Klagge, B.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.14361/9783839451809-011)
  • (2020): Öffentliche Bibliotheken als dritte Orte und Bildungsgerechtigkeit in Zeiten von COVID-19. BIBLIOTHEK: Forschung und Praxis 44(3): 552-559
    Thiele, K.; Klagge, B.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1515/bfp-2020-2023)
  • (2021): Booklet „Öffentliche Bibliotheken in Europa zwischen Digitalisierung und Austerität“
    Thiele, K.
  • (2021): Europas Bibliotheken im Wandel. In: Büchereiperspektiven. Zeitschrift des Büchereiverband Österreichs 1/2021: 33-33
    Thiele, K.; Steffen, N.
  • (2021): Third places and educational justice: public libraries in the context of COVID-19. Erdkunde 75(1): 31-49
    Thiele, K.; Klagge, B.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.3112/erdkunde.2021.01.03)
 
 

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