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Langzeitverlauf Ambulanter Assessment (AA-) Phänotypen und ökologische Validierung kognitiver Prozesse bei Patienten mit rezidivierender Depression

Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung von 2019 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 424724133
 

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Dieses Projekt besteht aus zwei Ambulanten Assessment-Teilstudien, die über ein Langzeit-Follow UP verknüpft sind. Teilstudie 1 untersuchte anhand eines Measurement Burst Designs mit zwei Erhe bungswellen (Bursts) Alltagsvariablen und deren Veränderung über ca. 4.5 Jahre bei Patient:innen mit rezidivierender Depression (rMDD), die zu Burst 1 remittiert waren (n=54). Ziel war es, Erkenntnisse zur Stabilität und Veränderung von affektiven, kognitiven und psychoendokrinologischen Alltagspro zessen und deren Einflussfaktoren zu gewinnen und Beziehungen zwischen kurzfristigen und länger fristigen Prozessen im Krankheitsverlauf zu analysieren. In Bursts mit höheren Depressivität zeigten rMDD schwächere affektive und Cortisolreaktivität auf Alltagsstressoren, reagierten jedoch mit ver stärktem Grübeln. Über die Bursts hinweg zeigten rMDD mit höherer Depressivität eine Zunahme affektiver Stressreaktivität. rMDD mit mehr anamnestischen Episoden berichteten mehr negativen Affekt, Grübeln und affektive Stressreaktivität. Der Interventionsmodus nach Burst 1 (Achtsamkeit basiertes Training versus PMR) hatte keinen Effekt auf den Verlauf der Alltagsvariablen über 4.5 Jahre. Auch zeigte die Achtsamkeitsgruppe keinen günstigeren klinischen Depressionsverlauf, was auf die Notwendigkeit von Boostersitzungen für diese Rückfall-Hochrisikogruppe verweist. Teilstudie 2 untersuchte Zusammenhänge exekutiver Kontrollprozesse und spontaner Gedanken im Ruhezustand im Labor (SGT) mit kognitiven, affektiven und endokrinologischen Merkmalen im All tag bei rMDD (n=62) und Gesunden (n=62). Die rMDD-Gruppe wies höhere Ausprägungen dysfunk tionaler SGT auf, bei den Exekutivfunktionen zeigten sie schlechtere Inhibitionsleistungen. Exekutiv funktionen waren nicht mit affektiven und kognitiven Prozessen oder Cortisolausschüttung im Alltag assoziiert. Dagegen zeigten sich gruppenübergreifend Zusammenhänge einzelner SGT-Dimensionen mit Alltagsvariablen. Dem Grübeln im Alltag kam dabei eine vermittelnde Funktion zwischen dys funktionalen SGT im Labor und Affekt im Alltag zu. Teilstudie 2 untersuchte zudem mögliche rezi proke Effekte von momentanen Kognitionen und Affekt sowie Affektreagibilität gegenüber Alltagser eignissen bei aktuell remittierten rMDD (n=51) und Gesunden (n=51). Höheres Grübeln war mit stär kerem Rückgang des nachfolgenden positiven Affekts assoziiert. Nach negativen Alltagsereignissen zeigten rMDD einen stärkeren Anstieg in negativem Affekt und Grübeln, nach positiven Alltagsereig nissen einen deutlicheren Anstieg positiven Affekts sowie positiver Gedanken. Hier lassen sich rück fallprophylaktische Implikationen ableiten, die darauf abzielen sollten, die Responsivität gegenüber positiven Alltagserfahrungen und die Hochregulierung positiven Affekts längerfristig zu stabilisieren. Die Tendenz zu repetitivem negativen Denken sowie Mindwandering und Mentalshift-Probleme im Alltag gingen mit höherer Cortisolausschüttung einher. Diese Effekte waren bei rMDD-Patient:innen stärker ausgeprägt, was auf deren erhöhte physiologische Vulnerabilität gegenüber dysfunktionalen Kognitionen hinweist.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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