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Episodische Integration unter Stress

Fachliche Zuordnung Biologische Psychologie und Kognitive Neurowissenschaften
Förderung Förderung von 2019 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 424871835
 
Erstellungsjahr 2022

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die Integration einzelner Ereignisse zu zusammengehörigen Episoden ist ein grundlegender Prozess des episodischen Gedächtnisses, welcher bedeutende Implikationen für klinische und pädagogische Kontexte hat. Es ist bekannt, dass diese Gedächtnisintegration maßgeblich auf medial-temporalen und präfrontalen Hirnregionen beruht, welche besonders sensitiv gegenüber Stressmediatoren sind. Das vorliegende Projekt untersuchte daher, ob und durch welche Mechanismen akuter Stress Prozesse der Gedächtnisintegration verändert. Zu diesem Zweck unterzogen wir gesunde Studienteilnehmer:innen zunächst einer standardisierten Stress- oder Kontrollmanipulation. Anschließend bearbeiteten sie eine sogenannte narrative insight Aufgabe im Magnetresonanztomographen. In dieser Aufgabe sahen die Proband:innen zunächst eine Reihe unverbundener Videosequenzen. Danach wurden einige dieser Sequenzen inhaltlich miteinander verbunden, während andere Sequenzen isoliert und unverbunden blieben. Alle eingangs präsentierten Sequenzen wurden dann noch einmal präsentiert, um zu prüfen, ob deren neuronale Repräsentation durch die Einsicht in den Zusammenhang verändert wurde. Eine Woche nach der Enkodierung testeten wird zudem die Gedächtnisleistung für die präsentierten Videosequenzen. Unsere Ergebnisse zeigten, dass alle Teilnehmer:innen den Zusammenhang zwischen den verschiedenen Ereignissen lernten. Auf neuronaler Ebene zeigte sich jedoch, dass Stress die Aktivität medial-temporaler und präfrontaler Areale während der Phase der Verbindung von Ereignissen reduzierte. Zudem verschwand nach Stress die Einsichts-abhängige Veränderung der neuronalen Repräsentation der Ereignisse im anterioren Hippocampus, die in der Kontrollgruppe beobachtet wurde. Interessanterweise war die spätere Gedächtnisleistung für die präsentierten Ereignisse in der Stressgruppe gar verbessert. Zusätzlich zu den Stress-assoziierten Veränderungen in Gedächtnisintegrationsprozessen untersuchten wir auch, inwieweit sich die Mechanismen der Gedächtnisintegration in Abhängigkeit davon verändern, ob das Element, das zwei Ereignisse verbindet, direkt beobachtet oder nur imaginiert wird. Unsere Daten zeigen, dass die Imagination der Verbindung die Einsicht in den Zusammenhang der Ereignisse relativ zur direkten Beobachtung leicht reduzierte, während die spätere Erinnerungsleistung in der Imaginationsgruppe gar höher war. Zudem zeigte die Imaginationsgruppe keine Einsichts-abhängige Veränderung der Repräsentation im anterioren Hippocampus und keine Aktivitätsveränderung für verbundene Ereignisse in frontalen und striatalen Regionen, wie in der Beobachtungsgruppe gesehen. Diese Befunde liefern neu Einblicke in die Mechanismen der Gedächtnisintegration und könnten über ihre grundlagenwissenschaftliche Relevanz hinaus, Implikationen für das Verständnis von Gedächtnisverzerrungen im Rahmen Stressassoziierter psychischer Störungen sowie für pädagogische Kontexte haben, in denen Stress weitverbreitet ist.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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