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Die Untersuchung von Mechanismen transgenerationaler Weitergabe aversiver Kindheitserfahrungen: Regulation in Physiologie und Verhalten in Risiko-Familien

Antragstellerin Dr. Anna Fuchs
Fachliche Zuordnung Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie
Förderung Förderung von 2019 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 425192871
 
Erstellungsjahr 2021

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Missbrauchs- und Vernachlässigungserfahrungen in der Kindheit (MVK) können zu dysfunktionalen Verhaltensmustern und Emotionserleben führen. Dies wiederum erhöht das Risiko für die nachfolgende Generation, dysfunktionale Verhaltens- und Affektmuster sowie Psychopathologie auszubilden. Es besteht also die Notwendigkeit, Mechanismen der transgenerationalen Weitergabe aversiver Kindheitserfahrungen zu identifizieren. Hierbei scheinen insbesondere Interaktionsverhalten, Psychopathologie und physiologische Regulationssysteme in Eltern-Kind Dyaden wichtige Angriffspunkte. Studien zur Erforschung der physiologischen Regulation fehlen jedoch weiterhin, sowie die Implementierung von Theorien, welche Regulation in Eltern-Kind-Dyaden nicht als individuellen, sondern dyadischen Prozess definieren. Diese Ansätze beschreiben Synchronie als einen dynamischen Prozess der Koordination von Verhalten und physiologischer Aktivität in Eltern-Kind Dyaden über die Zeit und während sozialer Interaktion. Das übergeordnete Ziel des Projekts war es demnach, Forschung zu Eltern-Kind-Synchronie im Kontext von MVK und elterlicher Psychopathologie voranzutreiben und die Bedeutung gegenseitiger Einflüsse in der Eltern-Kind-Dyade zu modellieren. Die 12 Monate an der Penn State University konnte ich trotz deutlichen Einschränkungen durch die Corona-Pandemie erfolgreich nutzen. Vor dem Hintergrund meiner erarbeiteten Expertise im Bereich der Datenanalyse sowie der Interpretation dyadischer und längsschnittlicher Daten vor allem im Bereich der HHNA und des PNS konnte ich wichtige Forschungsfragen untersuchen. Es war mir nun möglich, meine theoretische Definition physiologischer Synchronie durch adäquate Methoden abzubilden. So konnten wir beispielsweise zeigen, dass HRV-Synchronie möglicherweise besser durch non-lineare Funktionen beschrieben sein könnte, und ausgeprägtere Reaktionen des einen Interaktionspartner auch ausgeprägtere Reaktionen des anderen Interaktionspartners auszulösen scheinen. Gleichzeitig scheint es von hoher Bedeutung zu sein, die individuelle Funktionsweise des PNS im Sinne einer Trait-HRV als Baseline in die Analysen mit einzubeziehen, da sie einmal einen signifikanten Moderator der HRV Synchronie darstellt, und zum anderen HRV-Synchronie in Momenten, in denen die HRV der Individuen dieser homöostatische Baseline entspricht, nicht relevant zu sein scheint. Unsere Untersuchungen deuten zudem darauf hin, dass sowohl elterliche MVK als auch elterliche Psychopathologie Eltern-Kleinkind-HRV-Synchronie verändert, und dabei mit unterschiedlichen Mustern in Zusammenhang zu stehen scheinen. So zeigten Mütter mit psychischen Belastungen beispielsweise ein Muster von HRV-Reduktion bei Veränderungen in der kindlichen HRV, was auf Anstrengung und Engagement hindeutet. Mütter mit MVK hingegen wiesen ein Muster von HRV-Anstieg auf, was möglicherweise auf Distanzierung und Stimulus-Vermeidung hindeuten könnte (Fuchs et al., submitted). Des Weiteren konnten wir die viel zu geringe Datenlage zu Vater-Kind-Dyaden durch drei Publikationen verbessern, welche darauf hindeuteten, dass andere Moderatoren die Vater-Kind-HRV-Synchronie verändern als die Mutter-Kind-HRV-Synchronie, und dass sich zudem auch andere Synchronie-Muster zeigten. Unsere Ergebnisse unterstreichen, dass Daten von Mutter-Kind Dyaden nicht so einfach auf Vater-Kind-Dyaden übertragbar sind und wir mehr Studien brauchen, die physiologische Synchronie in Vater-Kind Dyaden untersuchen. Diese und weitere Arbeiten, die ich im Rahmen des Stipendiums publizieren konnte, zeigen die Bedeutung der physiologischen Systeme im Rahmen der intergenerationalen Weitergabe aversiver Kindheitserfahrungen und unterstreichen die Wichtigkeit einer Mehrebenen- (Verhalten, Physiologische Systeme) und einer systemischen (Eltern-Kind-Dyade) Betrachtung potentieller Mechanismen der Weitergabe.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2021). Differences in mother–child and father– child RSA synchrony: Moderation by child self‐regulation and dyadic affect. Developmental Psychobiology
    Lunkenheimer, E., Brown, K. M., & Fuchs, A.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1002/dev.22080)
  • (2021). Individual Differences in Parent and Child Average RSA and Parent Psychological Distress Influence Parent-Child RSA Synchrony. Biological Psychology
    Fuchs, A., Lunkenheimer, E., & Lobo, F.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1016/j.biopsycho.2021.108077)
  • (2021). Maternal bonding impairment predicts personality disorder features in adolescence: The moderating role of child temperament and sex. Personality Disorders: Theory, Research, and Treatment
    Fleck, L., Fuchs, A., Moehler, E., Parzer, P., Koenig, J., Resch, F., & Kaess, M.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1037/per0000433)
 
 

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