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Die Winthirsammlung - eine anthropologisch-historische Pilotstudie

Antragstellerinnen / Antragsteller Dr. Michaela Harbeck; Dr. Bernd Trautmann
Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2019 bis 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 426344714
 
Referenzserien, also Skelettserien mit bekannten Individualdaten und zusätzlichen Informationen zu Individuen und deren Zeitstellung, sind für die Evaluation und Weiterentwicklung osteologischer Methoden zur Untersuchung von Skelettkollektiven aus archäologischem Kontext unabdingbar. Solche Referenzserien bestehen aus Skeletten, für die eine Fülle von Daten wie Sterbealter, Geschlecht, Gesundheitszustand und Todesursache aus schriftlichen Quellen bekannt sind. Trotz großer Fortschritte der Forschung auf molekularer Ebene bleibt die klassische morphologische Ansprache der Individualdaten eine unabdingbare Grundlage für die Auswertung von Skelettfunden aus archäologischen Fundzusammenhängen. Standardmäßig angewandte Methoden in der Anthropologie sollten daher zunächst an lokalen Referenzserien evaluiert und optimiert werden. Für Mitteleuropa allgemein und Deutschland im Speziellen ist bisher keine Serie bekannt, die die vielfältigen Anforderungen an eine Referenzserie erfüllt. Diese eklatante Lücke könnte durch die wissenschaftliche Erschließung der Überreste des Winthir-Friedhofs geschlossen werden. Bei diesem Skelett-Kollektiv handelt es sich um 230 Individuen, die um 1900 auf dem Friedhof in Neuhausen (heute ein Stadtteil von München) bestattet wurden. Zu den Individuen gibt es in den Archiven historische Angaben zum Alter der Bestatteten, ihrem Geschlecht und den Berufen ergänzt durch Überlieferungen zur Todesursache, dem Familienstand, Geburten etc. Diese Kombination böte eine bisher nicht gekannte und noch nie dokumentierte Fülle an Informationen. Ziel des beantragten Projekts ist zum einen die Etablierung der Winthirsammlung als anthropologische Referenzserie. Zum anderen ist geplant, an kleineren Pilotstudien die Tauglichkeit und das Potenzial des Kollektivs als Referenzserie aber auch als Geschichtsquelle deutlich zu machen.Dazu sollen Studien zur Evaluierung von Methoden zur Geschlechtsbestimmung nichtadulter Individuen sowie zum Nachweis von Aktivitätsmustern am Skelett durchgeführt werden. Eine weitere Studie beschäftigt sich mit der Frage in wie weit sich der sozioökonomische Status und damit einhergehende Lebensbedingungen am Skelett nachweisen und sich diese auf Individualebene mit Informationen aus div. Archiven verbinden lassen. Dazu ist eine enge Zusammenarbeit mit der Geschichtsforschung geplant um die Winthirsammlung in ihrem historischen Kontext ganzheitlich betrachten und einzuordnen zu können.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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