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Werte und ökonomische Leistung: ein formales agentenbasiertes Modell
Antragsteller
Professor Dr. Michael W. M. Roos
Fachliche Zuordnung
Statistik und Ökonometrie
Wirtschaftspolitik, Angewandte Volkswirtschaftslehre
Wirtschaftspolitik, Angewandte Volkswirtschaftslehre
Förderung
Förderung von 2019 bis 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 426603947
Das Ziel des Projektes ist, ein agenten-basiertes Computersimulationsmodell zu entwickeln, das die Beziehung zwischen Kultur, Institutionen, Werten und ökonomischer Leistung und deren Änderung im Zeitablauf abbildet. Das Modell erklärt, warum es zwischen Ländern langanhaltende Unterschiede in der ökonomischen Leistung und dem Wohlstand gibt. Trotz politischer Anstrengungen, die ökonomische Entwicklung zu fördern, ist die Konvergenz zwischen Ländern langsam. Das gilt auch in der Europäischen Union, wo die östlichen und einige südliche Länder noch immer erheblich ärmer sind als das Zentrum. Es gibt bislang kein formales ökonomisches Modell, das die erwähnten Aspekte miteinander verbindet. Die langfristige ökonomische Entwicklung von Ländern kann ohne die Berücksichtigung von Institutionen und Kultur nicht verstanden werden, was viele empirische Arbeiten zeigen. Theoretische ökonomische Studien betrachten entweder die Rolle von Institutionen oder der Kultur, und Werte kommen nicht vor. Kultur und Institutionen sind jedoch interdependent und sollten gemeinsam betrachtet werden. Wir vereinen getrennte Literaturstränge aus Volkswirtschaftslehre, Soziologie und Sozialpsychologie. Es gibt wenig formale Modellierung zu diesen Themen. Formale Modellierung ist wünschenswert, da sie hilft, die genaue Bedeutung ähnlicher Konzepte zu klären, und Prognosen über die Wirkungen von Änderungen von Einflussfaktoren ermöglicht. Unser Ansatz ist innovativ, weil er Einsichten aus anderen Sozialwissenschaften verwendet und sie in die Sprache der Volkswirtschaftslehre übersetzt. Das Modell hat drei Bausteine. Das erste Element sind Öffentliche-Güter-Spiele in ökonomischen Netzwerken. In einem Netzwerk miteinander verbundene Agenten erzeugen einen gemeinsamen Output, indem sie unterschiedliche Fähigkeiten und Arbeitseinsätze kombinieren. Im zweiten Baustein aus der Soziologie interpretieren wir Sozialkapital als die Verbindungen zwischen Individuen in einem Netzwerk. Die Struktur des Netzwerks kann man als formale und informelle Institutionen interpretieren, die die Interaktionen zwischen den Agenten bestimmen. Schließlich erfassen wir Kultur durch die Schwartz-Theorie menschlicher Werte aus der Sozialpsychologie, um zu erklären, wie sich Netzwerke ändern und warum Agenten kooperieren. Wir nehmen an, dass Agenten mit geteilten Werten eher Verbindungen in einem Netzwerk haben. Langfristig können sich Werte in Reaktion auf die Kooperationsergebnisse ändern. Die deutsch-polnische Zusammenarbeit ist wichtig für den Erfolg des Projekts. Das deutsche Team hat Erfahrung in der formalisierten Abbildung menschlichen Verhalten und sozialpsychologischer Theorien in ökonomischen Modellen. Das polnische Team hat Erfahrung in der ökonomischen Modellierung von Sozialkapital und der ökonometrischen Analyse. Die deutsch-polnische Perspektive erlaubt es, ein Modell zu entwickeln und zu nutzen, das die kulturellen und ökonomischen Unterschiede zwischen beiden Ländern berücksichtigt.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Polen
Partnerorganisation
Narodowe Centrum Nauki (NCN)
Kooperationspartner
Dr. Marcin Czupryna; Dr. Bogumil Kaminski