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Prekäre Literaturen (1830-1900). Zur Erschließung und Systematisierung nichtkanonisierter Erzähltexte im 19. Jahrhundert

Fachliche Zuordnung Germanistische Literatur- und Kulturwissenschaften (Neuere deutsche Literatur)
Förderung Förderung von 2019 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 426702937
 
Die gegenwärtige Kanonisierung der Literatur des 19. Jahrhunderts zeigt, dass diese das spätestens ab 1830 florierende literarische Feld nur sehr selektiv abbildet. Dabei setzt sich dieses Korpus nichtkanonisierter Erzähltexte entgegen naheliegender Vermutungen nicht aus zeitgenössisch bereits als randständig erkennbaren AutorInnen und Texten zusammen, im Gegenteil: Unter den heute vergessenen Texten dieses Zeitraums finden sich zeitgenössisch vielgelesene und vielgelobte Erzähltexte, die weit populärer waren als die heute bekannten Hauptwerke. Im kulturellen Archiv stehen diese aber zumeist hinter den fest kanonisierten Texten der Zeit weit zurück, obwohl sie synchron durchaus einflussreicher waren als die heute überlieferte Auswahl (vgl. Stockinger 2010: 18). Aus heutiger Sicht bilden diese Texte daher ein neu zu erschließendes und neu zu systematisierendes Korpus aus wirkmächtigen Kotexten der gegenwärtig kanonisierten Literatur des 19. Jahrhunderts. Das geplante Netzwerk widmet sich dieser Wiedererschließung synchron populärer und prägender Erzähltexte und leistet die exemplarische Revision der wertenden Selektivitäten in der Kanonisierung des beginnenden 20. Jahrhunderts, die sich bis heute fortsetzen. Den Kern des Arbeitsprogrammes bildet damit eine systematische Erschließung von zeitgenössisch hoch bewerteten und breit rezipierten, aber heute vergessenen, von der Forschung marginalisierten AutorInnen und Werken sowie die erneute Untersuchung von Werken, die das literarische Feld ihrer Zeit wesentlich prägten. Es ist das Anliegen des Netzwerks, die ästhetisch-literarische Moderne sowohl im Hinblick auf ihre Formen, Selbstbeschreibungen und Theorien als auch auf ihre materiell-medialen, distributiven, ökonomischen und strategischen Mechanismen hin zu untersuchen und damit über die klassischen Anliegen der bisher erfolgten feldtheoretischen Analysen der Literatur des 19. Jahrhunderts (vgl. Rainey 1998 / Magerski 2004) hinauszureichen. Im Zentrum steht dabei die Untersuchung einer prekären Literatur als Ort der literalen Kodifizierung gesellschaftlich brisanter Wissensbestände und -dynamiken. Diese wird in den vier Arbeitsfeldern i) Prekäres Wissen ii) Prekäre Moderne iii) Prekäre Genres iv) Prekäre Materialität systematisch betrachtet.
DFG-Verfahren Wissenschaftliche Netzwerke
Beteiligte Person Professor Dr. Stefan Tetzlaff
 
 

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