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Entschlüsselung kognitiver und affektiver neuronaler Korrelate prosozialer Entscheidungsfindung über die Entwicklung im Erwachsenenalter

Fachliche Zuordnung Biologische Psychologie und Kognitive Neurowissenschaften
Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie
Förderung Förderung von 2019 bis 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 427083324
 
Kulturübergreifend sind Kooperation und prosoziales Verhalten wichtige Aspekte sozialer Interaktion. Die emotionalen und kognitiven Fähigkeiten, die prosoziales Verhalten ermöglichen, sowie ihre neuronalen Grundlagen sind relativ gut erforscht. Empathie (das Teilen der Gefühle anderer), Mitgefühl (Gefühle der Fürsorge für andere) und Theory of Mind (die Fähigkeit, die Perspektive anderer zu übernehmen) aktivieren differentielle neuronale Netzwerke, deren Aktivierungsmuster die Vorhersage von altruistischem Verhalten erlauben. Wir wissen allerdings wesentlich weniger darüber, wie sich diese Prozesse über das Erwachsenenalter hinweg verändern. Selbstbericht- und Verhaltensdaten deuten darauf hin, dass Theory of Mind eingeschränkt ist, während Empathie und Mitgefühl stabil bleiben oder im Alter sogar zunehmen. Dies spiegelt die strukturellen Veränderungen des Gehirns im Alter wider mit früherer Einschränkung der strukturellen Integrität in Regionen, die mit Theory of Mind in Verbindung gebracht werden. Die Evidenz, wie sich prosoziales Verhalten über die Lebensspanne verändert, ist nach heutigem Forschungsstand uneindeutig. In einem ersten Schritt ist es daher wichtig, die funktionellen Gehirnveränderungen, die mit sozialer Emotion und Kognition zusammenhängen, und ihre Entwicklung über die gesamte Lebensspanne, zu verstehen. Um dieses Ziel zu erreichen, planen wir die Erhebung einer großen Stichprobe mit weiter Altersspanne (18-85 Jahre) mit einer umfassenden, neu validierten, naturalistischen sozialen Aufgabe während funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) in (WP1). Um altersbedingte Veränderungen in prosozialem Verhalten aufzuklären, werden wir in derselben Stichprobe im fMRT eine standardisierte soziale Austauschaufgabe nutzen. In dieser Aufgabe teilen Probanden Geld zwischen sich und einem Partner auf (modifizierte Version des Diktator-Spiels), was die Entwicklung eines neurokomputationalen Modells prosozialen Entscheidungsverhaltens ermöglicht (WP2). Wegen der Diversität bisheriger Befunde liegt der besondere Nutzen eines Modellierungsansatzes darin, dass die Trennung tatsächlicher Großzügigkeit von Rauschen im Entscheidungsprozess ermöglicht wird, welches wiederum im Alter zuzunehmen scheint. Zuletzt sollen multivariate Decoding-Techniken zur Analyse der neuronalen Daten eingesetzt werden, um die beiden Datensätze zu verbinden. Dies erlaubt uns die – potentiell veränderten – Gewichte von Empathie, Mitgefühl und Theory of Mind bei der Vorhersage prosozialen Verhaltens über die Lebensspanne hinweg zu untersuchen (WP3). Der Antrag verbindet synergistisch unsere Expertisen in Entwicklungs- und sozialer Neurowissenschaft und wir werden gemeinsam zwei junge Wissenschaftler*innen trainieren. Unsere Ergebnisse werden die neurowissenschaftliche Erforschung sozialer Emotion, Kognition und sozialen Verhaltens um eine Lebensspannenperspektive erweitern und damit auch die Theoriebildung in der Lebensspannen-Entwicklungspsychologie informieren.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Israel, Kanada
Kooperationspartnerinnen / Kooperationspartner Dr. Fynn-Mathis Trautwein; Professorin Dr. Anita Tusche
 
 

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