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Städtische Alltage von Menschen mit Psychose-Erfahrung - Eine kollaborativ-ethnografische Untersuchung durch Europäische Ethnologie und Psychiatrie

Fachliche Zuordnung Ethnologie und Europäische Ethnologie
Public Health, Gesundheitsbezogene Versorgungsforschung, Sozial- und Arbeitsmedizin
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 427092996
 
Das Projekt untersucht die Alltage von Menschen mit Psychose-Erfahrung in sich rasch verändernden städtischen Räumen. Mittels eines qualitativ-quantitativen Methodenmixes mit einem Schwerpunkt auf ethnographischen Herangehensweisen werden Alltagserfahrungen, sozialräumliche Veränderungen und neue sozialpsychiatrische Wissens- und Behandlungsformen in Bezug zueinander untersucht. Das Projekt forscht über und zusammen mit Menschen mit Psychose-Erfahrung, die unterschiedlich viel Kontakt zum psychiatrischen Versorgungssystem haben. Das Vorhaben wird erstens herausarbeiten, wie der Zusammenhang von Stadtraum und psychiatrischer Beeinträchtigung im und durch den Alltag von ‚Betroffenen‘ hergestellt wird. Zweitens wird es zur Klärung der Frage beitragen, ob und wie be- und entstehende psychiatrische Versorgungsangebote diesem Zusammenhang Rechnung tragen, und wie dies gegebenenfalls wiederum auf Alltagspraktiken von Betroffenen rückwirkt. Drittens wird dieses Projekt diskutieren, inwieweit diese Zusammenhänge sinnvoll verallgemeinert werden können, um Aussagen zu treffen über die Auswirkungen urbaner Regierungstechniken, z.B. austerity urbanism, auf die Alltagserfahrungen und gesellschaftlichen Teilhabemöglichkeiten der wachsenden Gruppe marginalisierter Menschen.Die empirische Arbeit konzentriert sich auf den Berliner Bezirk Neukölln. Methodisch kommen zum Einsatz: Sozialraumanalyse, Befragung und Interviews zur Erfassung von (Sozial)Raumcharakteristika und lokalem Wissen, Langzeitfeldforschung im Bezirk inklusive Begleitung von Einzelpersonen über mehrere Monate, ein Set mobiler Methoden zur Erfassung der Alltage einer erweiterten Personengruppe sowie eine integrative 'relationale Musteranalyse' zur analytischen Generalisierung innerhalb der und über Einzelfälle hinaus.Die Verschränkung von phänomenologischen, stadtanthropologischen und psychiatrischen Aspekten hat hohen Innovationscharakter. Das Projekt ist daher kollaborativ gestaltet, d.h. es wird aus der Europäischen Ethnologie und aus der Psychiatrie heraus symmetrisch beantragt. Das Arbeitsprogramm der jeweiligen Mitarbeiter_innen ist eng verzahnt. Außerdem beinhaltet das Projekt eine wichtige partizipative Komponente, d.h. aus psychiatrischer Sicht ‚betroffene‘ Menschen kommen als Forschende zum Einsatz. Dies hat vor allem drei Gründe: Erstens folgt dieser Ansatz einem kollaborativen Paradigma innerhalb der Europäischen Ethnologie. Zweitens entspricht diese Form der Beteiligung neueren Forschungsansätzen und -desideraten in der Sozialpsychiatrie. Drittens erleichtert dieses Vorgehen methodisch den Zugang zu Menschen außerhalb und am Rande des psychiatrischen Versorgungssystems. Das Projekt baut auf insgesamt acht Jahren u.a. DFG geförderter gemeinsamer Forschung am Schnittfeld von Europäischer Ethnologie und Psychiatrie auf und ist Teil des Europäischen Forschungsnetzwerks urban mental health.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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