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Mental health Behandlung von Flüchtlingen in Deutschland: Bedürfnisse und Barrieren (TREAT)

Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung von 2019 bis 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 409654512
 
Die hohe Zahl der Flüchtlinge, die seit 2015 in Deutschland angekommen sind, stellt eine Herausforderung für das deutsche Gesundheitssystem dar. Während Flüchtlinge im Allgemeinen nicht von einer höheren Krankheitsrate als die Bevölkerung des Gastgeberlandes betroffen sind, ist die Häufigkeit einzelner psychischer Störungen, insbesondere der posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS), deutlich erhöht. Nach den aktuellen Richtlinien ist die Psychotherapie die Behandlung erster Wahl für die PTBS. Da der Zugang zur Psychotherapie für ethnische Minderheiten in Deutschland jedoch erschwert ist, ist es wahrscheinlich, dass nur eine kleine Minderheit der Flüchtlinge eine angemessene Behandlung erhält. Ziel des TREAT-Projekts ist es, Hindernisse für die Gesundheitsversorgung von Flüchtlingen zu identifizieren, wobei ein besonderer Schwerpunkt auf der Psychotherapie liegt. Basierend auf der aktuellen Literatur gehen wir davon aus, dass der Zugang zur Versorgung sowohl durch subjektive als auch durch objektive Faktoren eingeschränkt ist. In enger Zusammenarbeit mit dem PH-LENS Projekt NEXUS wird TREAT Interviews mit einer Teilstichprobe von N = 200 Teilnehmern (die positiv auf eine psychische Störung gescreent wurden) der zweiten Welle der NEXUS-Befragung durchführen. Mit validierten Instrumenten wollen wir eine vorläufige Diagnose von PTBS oder Depressionen bestimmen. Innerhalb eines Prozessmodells des Zugangs zur Versorgung werden wir Raten und Prädiktoren für die Inanspruchnahme der Mental-Health Versorgung auf verschiedenen Stufen bestimmen, die vom wahrgenommenen Behandlungsbedarf bis hin zur Inanspruchnahme einer adäquaten Behandlung reichen. Als Faktoren, die mit der Inanspruchnahme verbunden sein können, erfassen wir Überzeugungen über psychische Gesundheit, Wissen über das Gesundheitssystem, die erwartete Wirksamkeit verschiedener Behandlungsarten sowie die Einstellung zur Hilfesuche einschließlich der wahrgenommenen Stigmatisierung. In Regressions- und Mediatoranalysen wird der Prozess der psychiatrischen Versorgung untersucht. In einer Vorbereitungsphase werden wir in enger Zusammenarbeit mit dem ENSURE-Projekt die Studieninstrumente anpassen und evaluieren. Darüber hinaus werden wir das LARGE-Projekt über die Schlüsselparameter dieser Studie für die Anwendung in ihrer Panelstudie informieren. TREAT wird es nicht nur ermöglichen, die Hindernisse für den Zugang zur Versorgung von Flüchtlingen zu spezifizieren, sondern auch die Situation der Flüchtlinge als Lupe für Prozesse in der Allgemeinbevölkerung zu nutzen, um Grenzen des bestehenden Versorgungssystems aufzuzeigen. Im Rahmen der Forschergruppe PH-LENS wird TREAT damit zum Verständnis der Resilienz des Gesundheitssystems beitragen, indem es bestimmt, wie subjektive Faktoren auf individueller Ebene mit Faktoren des Gesundheitssystems zusammenwirken.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
 
 

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