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Koordinationsfonds
Antragsteller
Professor Dr. Oliver Razum
Fachliche Zuordnung
Empirische Sozialforschung
Public Health, Gesundheitsbezogene Versorgungsforschung, Sozial- und Arbeitsmedizin
Public Health, Gesundheitsbezogene Versorgungsforschung, Sozial- und Arbeitsmedizin
Förderung
Förderung von 2019 bis 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 409654512
Fluchtmigration und die sich daraus ergebenden Herausforderungen der „Flüchtlingsgesundheit“ werden momentan als Ausnahmeerscheinung, als Singularität gesehen. Wir postulieren, dass dies sozial wie wissenschaftlich eine Engführung darstellt: Erstens kann eine solche Singularitätsperspektive negative Auswirkung auf die Gesundheit Geflüchteter haben, indem sie durch Prozesse des ‚Othering‘ („Veranderung“) u.a. zu Exkludierung und Separierung und damit zu einer weiteren Marginalisierung der Geflüchteten beiträgt. Zweitens folgt aus einer solchen Engführung eine verpasste Gelegenheit, die Gesundheit der Gesamtbevölkerung zu verbessern, denn das sich bietende, inhärente analytische Potenzial, umfassendere Defizite zu bearbeiten, wird nicht genutzt. Angesichts der gesellschaftlichen Heterogenität in Deutschland können die Herausforderungen der „Flüchtlingsgesundheit“ als eine Steigerung und Akkumulierung von Faktoren angesehen werden, die auch die Gesundheit anderer Untergruppen und letztlich – wenn auch in unterschiedlichem Maße – aller Menschen in Deutschland betreffen.In der Forschungsgruppe PH-LENS untersuchen wir zwei solcher Faktoren sowie deren Interaktionen aus einer betont interdisziplinären Perspektive: zum einen kontextuelle (kleinräumige) Einflüsse auf Gesundheit; zum anderen spezifische Herausforderungen an das Gesundheitssystem (die wir mithilfe des Konzepts der Resilienz des Gesundheitssystems untersuchen). ‚Othering‘ als Analyseperspektive dient uns als theoretische Klammer zwischen beiden Faktoren. Wir werden gesundheitliche Ungleichheiten identifizieren, die mit diesen beiden Faktoren zusammenhängen; die zugrunde liegenden Mechanismen wie soziale Schließungsprozesse analysieren; und Konzepte sowie Strategien zur Reduzierung gesundheitlicher Ungleichheiten vorschlagen. Indem wir die Singularitätsperspektive ablehnen, werden unsere – inhaltlichen wie methodischen – Ergebnisse auch breiter für Public-Health-Herausforderungen in der zunehmend heterogenen Bevölkerung Deutschlands anwendbar sein. Durch dieses innovative Konzept unterscheidet sich PH-LENS grundlegend von vielen derzeit laufenden Projekten zur „Flüchtlingsgesundheit“.Das Teilprojekt (TP) COOREQ koordiniert die übergreifende Zusammenarbeit zwischen allen anderen Teilprojekten in PH-LENS (über Aktivitäten einzelner TP wie das Verfassen gemeinsamer Arbeitspapiere hinaus). COOREQ treibt die schrittweise Synthese der Forschungsergebnisse über TP und Disziplinen hinweg voran, indem es (i) die Weitergabe von Daten innerhalb von PH-LENS sicherstellt; und (ii) eine Serie von fokussierten Workshops und Projekttreffen organisiert, einschließlich einer Konferenz mit internationalen Expert*innen. Zudem stellt COOREQ Gleichstellung und Nachwuchsförderung in PH-LENS sicher. COOREQ kommt somit eine wesentliche Rolle dabei zu, den Mehrwert der Forschungsgruppe gegenüber den Errungenschaften der beteiligten Einzelprojekte zu realisieren.
DFG-Verfahren
Forschungsgruppen