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Lévy-Flight Modele für binäre Entscheidungen

Fachliche Zuordnung Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 427580667
 
In den vergangenen Jahrzehnten hat sich das Diffusionsmodell (Ratcliff, 1978) zu einem der populärsten Modelle in der kognitiven Psychologie entwickelt. Das Modell bietet eine mathematische Formulierung kognitiver Prozesse, die schnellen binäre Entscheidungen zugrunde liegen. Das vorliegende Projekt stellt eine der Kernannahmen des Diffusionsmodells in Frage, nämlich die These, dass die Informationsakkumulation einem Wiener Diffusionsprozess folgt. Dieser Prozess setzte sich aus einer konstanten Driftrate (d.h. einer konstanten Rate der Informationsakkumulation über die Zeit) und normalverteiltem Rauschen zusammen. Im neuen Lévy-Flight-Modell (Voss, Lerche, Mertens, & Voss, in press) wird das normalverteilte Rauschen durch eine sogenannte leptokurtische Verteilung (z.B. eine Cauchy-Verteilung) ersetzt. Dies ändert den angenommenen Mechanismus der Evidenzakkumulation und die Vorhersagen des Modells grundlegend. Im Gegensatz zum Diffusionsmodell geht das neue Modell davon aus, dass die Informationsaufnahme sprunghaft erfolgt, d.h. dass es plötzliche, starke Veränderungen in der angesammelten Evidenz gibt. Dadurch ändert sich nicht nur die Form der vorhergesagten Entscheidungszeitverteilungen, sondern das Modell liefert nun auch eine Erklärung dafür, dass Fehler bei einfachen Wahrnehmungsaufgaben typischerweise schnellere Reaktionszeiten aufweisen als korrekte Antworten (Luce, 1984). Ziel dieses Projekts ist es, (a) ein effizientes und benutzerfreundliches Programm für Lévy-Flight-Datenanalysen zu entwickeln; (b) Ergebnisse aus Diffusionsmodellanalysen und Lévy-Flight-Analysen zu vergleichen und (c) das neue Lévy-Flight Modell zur Erfassung interindividueller Unterschiede zwischen rigiden und flexiblen Entscheidungsstilen anzuwenden. Dieses Projekt wird dazu beitragen, das Verständnis für Prozesse der menschlichen Entscheidungsfindung zu erweitern.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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