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Der Einfluss motivationaler Variablen auf das Mind Wandering während des Lesens

Antragsteller Professor Dr. Ulrich Schiefele, seit 8/2020
Fachliche Zuordnung Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie
Förderung Förderung von 2019 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 427839443
 
Mind Wandering bezeichnet das Auftreten von Gedanken, die nicht im Zusammenhang mit einer aktuellen Tätigkeit stehen und nicht durch externe Reize, sondern durch interne mentale Vorgänge ausgelöst werden. Bisherige Studien legen nahe, dass Mind Wandering während verschiedener Tätigkeiten negative Auswirkungen auf eben diese Tätigkeiten hat. Dies gilt insbesondere für das Lesen, welches im Zentrum des geplanten Projekts steht. Mind Wandering während des Lesens führt nicht nur zu einer oberflächlichen Verarbeitung von Textinhalten, sondern auch dazu, dass verstehensrelevante Inferenzen nicht gebildet werden und es somit zu einer Beeinträchtigungen des Leseverstehens auf mehreren Ebenen kommt. Mind Wandering konnte in einigen Studien trotz statistischer Kontrolle bekannter Prädiktoren des Leseverstehens wie dem Vorwissen und der Arbeitsgedächtniskapazität sogar bis zu 20% der Varianz im Leseverstehen erklären. Angesichts der Tatsache, dass das Lesen eine der wichtigsten Wege zum Wissenserwerb sowohl im Kindes- als auch Erwachsenenalter darstellt, ist aus pädagogischer Sicht somit eine Untersuchung derjenigen Faktoren, welche das Mind Wandering begünstigen bzw. hemmen, dringend geboten. Die Forschung zum Mind Wandering während des Lesens hat bereits einige wichtige Faktoren identifiziert, welche das Auftreten von Mind Wandering wahrscheinlicher machen, z.B. eine niedrige Arbeitsgedächtniskapazität und eine hohe Textschwierigkeit. Demgegenüber ist der Zusammenhang zwischen dem Mind Wandering und motivationalen Faktoren bisher wenig erforscht. Zwar deuten erste Studien darauf hin, dass Mind Wandering negativ mit einem wichtigen motivationalen Faktor, dem thematischen Interesse, assoziiert ist, jedoch bleibt in diesen Studien der Wirkzusammenhang ungeklärt. Des weiteren existieren noch keine Befunde bezüglich der Effekte intrinsischer und extrinsischer Lesemotivation auf das Auftreten von Mind Wandering, obwohl es naheliegt, dass diese beiden Motivationsformen den Grad der lesebezogenen Aktivität mitbestimmen. Das geplante Projekt strebt im Rahmen dreier korrelativer Studien daher eine Untersuchung der Zusammenhänge zwischen den Formen der Lesemotivation, dem Mind Wandering und dem Leseverstehen an. Die vier Hauptziele dieser Untersuchung sind wie folgt. Erstens soll festgestellt werden, ob motivationale Variablen das Auftreten von Mind Wandering während des Lesens vorhersagen können. Zweitens soll untersucht werden, ob die in früheren Studien festgestellten Effekte der Lesemotivation auf das Leseverstehen teilweise durch Mind Wandering erklärt werden können (Prüfung einer potenziellen Mediatorrolle von Mind Wandering). Drittens soll das Mind Wandering im zeitlichen Verlauf der Lesetätigkeit betrachtet werden. Viertens sollen potenzielle reziproke Effekte von Interesse und Mind Wandering über die Zeit untersucht werden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Ehemaliger Antragsteller Dr. Alexander Soemer, bis 7/2020
 
 

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