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Einfluss des kraniomandibulären Systems auf die posturale Kontrolle des Menschen bei dynamischen Gleichgewichtsaufgaben

Fachliche Zuordnung Zahnheilkunde; Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie
Förderung Förderung von 2019 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 427937447
 
Epidemiologische Studien zeigen eine hohe Komorbidität von Funktionsstörungen im Kiefer-Gesichtsbereich mit muskuloskelettalen Beschwerden. Im klinischen Umfeld von Zahnmedizin, Orthopädie und Physiotherapie wird zunehmend ein pathophysiologischer Einfluss des kraniomandibulären Systems (KMS) über den Mechanismus biomechanischer Faszien-/Muskelketten als Quelle für ganzkörperliche Beschwerden interpretiert und vor diesem Hintergrund kostenintensive und maximalinvasive Therapiemodelle gerechtfertigt.Neuroanatomische und neurophysiologische Untersuchungen zeigen, dass es funktionale Verbindungen des KMS mit dem posturalen Kontrollsystem gibt. Die Auswirkungen von Beißaktivitäten zeigten sich in einer erhöhten spinalen Erregbarkeit über den Soleus H-Reflex sowie einer allgemein erhöhten Erregbarkeit des motorischen Kontrollsystems. Eine Reihe von Studien zeigte, dass Beißaktivitäten eine stabilisierende Wirkung auf die posturale Kontrolle unter statischen Bedingungen haben sowie eine verringerte Variabilität muskulärer Kokontraktionsmuste und verringerte Schwankungen von Rumpf und Kopf in aufrechter Position bewirken können. Ebenso wurde beschrieben, dass Patienten mit einem unzureichenden Gebiss ein erhöhtes Sturzrisiko haben können. Bislang gibt es jedoch keine kontrollierten Studien, die die potenziellen Auswirkungen von Beißaktivitäten bei dynamischen Gleichgewichtsaufgaben untersuchen. Um dieses Forschungsdefizit zu beheben, zielt der vorliegende Fortsetzungsantrag darauf ab, die interdisziplinäre Arbeit der beiden Arbeitsgruppen aus der DFG-Sachbeihilfe „Einfluss des kraniomandibulären Systems auf die posturale Kontrolle des Menschen bei dynamischen Gleichgewichtsaufgaben“ fortzusetzen. Dem Folgeantrag liegen zwei Fragestellungen zugrunde: (1) Hat submaximales Beißen akute positive Effekte auf die Leistung beim Lösen einer dynamischen steady-state Stabilisierungsaufgabe? (2) Kann ein submaximales Beißtraining das Training einer dynamischen steady-state Stabilisierungsaufgabe augmentieren und führt dies zu Transfereffekten auf eine dynamische Präzisionsaufgabe? Vor diesem Hintergrund wurden die Bewegungen der Probanden beim Lösen einer dynamischen steady-state Stabilisierungsaufgabe und dynamischen Präzisionsaufgabe auf kinematischer und muskulärer Ebene vermessen und mit einem biomechanischen Mehrkörpermodell Gelenkwinkel rekonstruiert und analysiert (z.B. Uncontrolled-Manifold Analyse).Mit diesem interdisziplinären Forschungsansatz werden strukturiert dynamische steady-state Gleichgewichtsaufgaben untersucht, um die Effekte von kontrollierter motorischer Aktivität des KMS auf posturale Kontrollprozesse umfassender zu verstehen. Die Befunde können dabei helfen, pathophysiologische Trivialmodelle kritisch zu hinterfragen und anwendungsbezogene Fragestellungen bzgl. Der beschriebenen Effekte von Beißaktivitäten, z.B. in der Rehabilitation zu untersuchen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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