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Die Entwicklung der Schweinehaltung und ihres Tabus in der südlichen Levante der Spätantike: Ein kombinierter Ansatz aus Archäozoologie, Isotopenforschung und Genetik

Fachliche Zuordnung Ägyptische und Vorderasiatische Altertumswissenschaften
Förderung Förderung von 2019 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 427940018
 
Ziel dieses Projektes ist es, die Schweinehaltung in der Levante (dem heutigen Israel, Palästina und Jordanien) in der Spätantike (ca. 333 v. Chr. - 636 n. Chr.) zu untersuchen. Die Spätantike war eine Periode, die durch den griechisch-römischen Imperialismus, Kulturkontakt, durch Umweltveränderungen und zunehmende Polarisierung der Schweinehaltung sowie des Schweinefleischkonsums in jüdischen und nichtjüdischen Bevölkerungsgruppen definiert wurde. Daraus ergaben sich stark aufgeladene Kontroversen rund um das „Schweinetabu“. Die Levante war eine kulturell heterogene Region, in der sich griechisch-römische Kolonisten und Soldaten mit Angehörigen verschiedener lokaler Gruppen mischten, darunter Menschen jüdischen Glaubens, welche die biblischen Tabus bezüglich des Verzehrs von Schweinefleisch beobachteten, aber auch jene, die bereit waren, Elemente der vorherrschenden griechisch-römischen Kultur zu übernehmen. Während in früheren Untersuchungen ein Anstieg des Schweinefleischkonsums an vielen Orten in dieser Zeit dokumentiert werden konnte, ist bislang unklar, wie genau Schweine gezüchtet wurden und welche Strategien Schweinezüchter in der Tierproduktion einsetzen. Es werden Analysen an leichten stabilen Isotopen, biometrische Analysen, Untersuchungen zum Schlachtalter sowie aDNA-Analysen an in Zahnstein eingeschlossenen Pathogenen durchgeführt um die räumliche und zeitliche Variabilität in Praktiken der Schweinehaltung zu untersuchen. Durch die Anwendung dieser Methoden an verschiedenen archäologischen Stätten in Israel sollen Hypothesen getestet werden, die sich auf Unterschiede in Tierhaltungspraktiken der verschiedenen ethnischen Gruppen beziehen, darunter griechische/römische Kolonisten und Soldaten, "hellenisierte" Juden und nichtjüdische Bevölkerungsgruppen der Levante. Da Schweinehaltung viele verschiedene Formen annehmen kann, bietet sie einen einzigartigen Einblick in Mensch-Umwelt-Interaktionen und kulturelle Prozesse. Die Themen, die Gegestand unserer Forschung sein werden, sind mit grundlegenden Fragen in Geistes- und Sozialwissenschaften stark verbunden, wie zum Beispiel der Entwicklung der Weltreligionen, der Frage ethnischer Herkunft in imperialen Kontexten und den ökologischen Bedingungen, unter denen verschiedene Arten landwirtschaftlicher Praxis stattfinden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Israel
ausländ. Mitantragstellerin Privatdozentin Dr. Lee Perry-Gal, Ph.D.
 
 

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