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Ländliche Siedlungsformen Nordmesopotamiens im 2. Jahrtausend v. Chr.: eine funktionale und sozialgeschichtliche Analyse

Fachliche Zuordnung Ägyptische und Vorderasiatische Altertumswissenschaften
Förderung Förderung von 2019 bis 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 427985824
 
Im 2. Jahrtausend v. Chr. ist der Norden Mesopotamiens durch dynamische gesellschaftliche Prozesse gekennzeichnet. Überregionale Handelssysteme und wechselnde Staatengebilde mit großen städtischen Zentren prägen unser Bild der Mittleren Bronzezeit (2000-1600 v. Chr.). Im zweiten Abschnitt der Späten Bronzezeit (1350-1100 v. Chr.) liegt der bisherige Forschungsschwerpunkt auf dem Provinzverwaltungssystem des mittelassyrischen Reichs mit seinen zahlreichen Statthaltersitzen. Städte standen und stehen also im Zentrum der Erforschung dieser Perioden. Die Bevölkerung ländlicher Gebiete kommt in den bisherigen historischen Betrachtungen hingegen kaum vor.Das vorliegende Forschungsvorhaben zielt deshalb darauf ab, die Funktion(en) und den gesellschaftlichen Stellenwert ländlicher Siedlungen – oft pauschal als „Dörfer“ bezeichnet – in Nordmesopotamien im 2. Jahrtausend v. Chr. zu erforschen. Im Fokus stehen Siedlungen mit einer maximalen Größe von 2,5 ha, für die der neutrale Begriff „Kleinsiedlung“ verwendet werden soll. Die innere Struktur und gesellschaftliche Integration solcher Siedlungen sind weitgehend unbekannt. Das Projekt widmet sich dieser Forschungslücke mittels zweier Fallstudien, die die Mittelassyrische Zeit und die Mittlere Bronzezeit behandeln. Die Studien sollen auf lokaler und regionaler Ebene durchgeführt werden und eine historische Analyse umfassen. Die fallbeispielhafte Untersuchung einer Kleinsiedlung mittels archäologischer Ausgrabungen soll am ca. 1,5 ha großen Fundort Muqable III in Irak-Kurdistan erfolgen. Da dort eine mittelassyrische Bebauung direkt einen Horizont der Mittleren Bronzezeit überlagert, eignet sich Muqable III in idealer Weise für das Vorhaben. Anhand der durch die Ausgrabungen zu gewinnenden Daten sollen Funktionsanalysen durchgeführt werden, die die am Ort ausgeführten Aktivitäten, die Wirtschaftsweise und die soziale Organisation der Bewohner beleuchten. Auch soll geklärt werden, ob es sich um eine spezialisierte Siedlung im Besitz einer städtischen Elite handelt, wie diese für die Mittelassyrische Zeit in Form der „dunnu"-Siedlungen überliefert sind, oder z. B. um ein autarkes Dorf. Diese Untersuchung dient der modellhaften Bestimmung der Struktur und Funktion einer Kleinsiedlung im nordmesopotamischen Raum in der Mittelassyrischen Zeit und der Mittleren Bronzezeit. Für die regionale Betrachtung sollen anhand bereits vorliegender Daten am Beispiel der nordirakischen Selevani-Ebene Erkenntnisse zum Standort, der Verteilung und dem Einzugsbereich von Kleinsiedlungen gewonnen werden. Dies soll zeigen, wie Kleinsiedlungen in Siedlungssysteme integriert waren und in welcher Beziehung sie zu urbanen Zentren standen. Vervollständigt werden soll das Projekt durch eine anhand von Textquellen durchzuführende Untersuchung der Rolle von Kleinsiedlungen aus urbaner Perspektive. Das Forschungsvorhaben beleuchtet damit einen bisher vernachlässigten Aspekt der Gesellschaften Nordmesopotamiens im 2. Jahrtausend v. Chr.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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