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Lautproduktion und auditorisches Lernen in der Gattung Chlorocebus
Antragstellerin
Professorin Dr. Julia Fischer
Fachliche Zuordnung
Biologie des Verhaltens und der Sinne
Förderung
Förderung von 2019 bis 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 428036558
Die menschliche Sprache ist ein außergewöhnliches Kommunikationsmittel, das im Tierreich seinesgleichen sucht. Ein zentrales Forschungsinteresse ist, evolutionäre Vorläufer für sprachliche Fähigkeiten bei nichtmenschlichen Primaten zu identifizieren. Die Struktur der Laute nichtmenschlicher Primaten gilt als weitgehend genetisch festgelegt, während der Einsatz von Lauten eine größere Flexibilität aufweist. Auf der Empfängerseite ist Lernen entscheidend, um die Bedeutung verschiedener Laute zu erfassen. Es bestehen jedoch immer noch wichtige Lücken im Verständnis. Erstens wurde angesichts der eingeschränkten Variation in der Struktur der Laute vorgeschlagen, dass kritische Informationen in der Zusammensetzung der Rufsequenzen codiert sein könnten. Bei früheren Versuchen, die Struktur solcher Sequenzen zu charakterisieren, wurde allerdings davon ausgegangen, dass die Rufe eindeutig bestimmten Kategorien zugeordnet werden können, obwohl zwischen verschiedenen Lauttypen oft nur graduelle Unterschiede bestehen. Darüber hinaus betrachteten diese Ansätze jeweils die gesamte Sequenz, um sie einem bestimmten Kontext zuzuordnen. Unter der Annahme, dass Empfänger in Raubfeindkontexten schnelle Entscheidungen treffen sollten, erscheint dies nicht adaptiv. Das erste Ziel ist daher, ein biologisch fundiertes theoretisches Wahrnehmungs- und Entscheidungsmodell zu entwickeln, das die Unsicherheit berücksichtigt, mit der Rufe verschiedenen Kontexten zugeordnet werden können. Zweitens gibt es zahlreiche Belege für kontextabhängige Unterschiede in Rufen, aber es ist nicht klar, welche Faktoren die Variation in Lauten beeinflussen. Wir wollen daher untersuchen, wie Affen die Art und den Ort einer Gefahr einordnen, welche Rolle Erfahrung dabei spielt, und wie diese Faktoren die Kommunikation beeinflussen. Drittens haben frühere Arbeit unserer Gruppe gezeigt, dass Affen in freier Wildbahn Geräusche nach einmaliger Exposition einem bedrohlichen Reiz zuordnen können. Dies steht in deutlichem Gegensatz zu den Schwierigkeiten, die nichtmenschliche Primaten haben, wenn sie akustische Reize in operanten Aufgaben unterscheiden oder nutzen sollen. Es wurde vor diesem Hintergrund diskutiert, dass die Valenz eines Reizes das Lernergebnis stark beeinflussen könnte. Das dritte Ziel ist daher, mit Hilfe von Feldversuchen zu testen, wie schnell Affen lernen, verschiedene Geräusche in Räuber- und Nahrungskontexten zu unterscheiden. Unsere Untersuchungen werden wir im Alarmrufsystem der Gattung Chlorocebus durchführen. Das theoretische Modell soll basierend auf vorhandenen akustischen Analysen der Laute in dieser Gattung entwickelt werden. Feldversuche sollen in Senegal und an zwei Standorten in Südafrika an insgesamt elf sozialen Gruppen durchgeführt werden. Mit dieser Forschung möchten wir dazu beitragen, die Prinzipien für die Kommunikation nichtmenschlicher Primaten besser zu verstehen und damit zur Debatte über den Sprachursprung beizutragen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Mitverantwortlich
Dr. Kurt Hammerschmidt