Detailseite
Projekt Druckansicht

Eine lebensverlaufssoziologische Perspektive auf das Arbeitsangebot: Zeitliche, institutionelle und soziale Einbettung als Determinanten individueller Reservationslöhne

Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung von 2019 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 428176162
 
Erstellungsjahr 2023

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Der deutsche Arbeitsmarkt ist seit den Hartz-Reformen durch eine steigende Beschäftigungsquote, einen zunehmenden Fachkräftemangel und einen wachsenden Niedriglohnsektor gekennzeichnet. Da auf solchen Arbeitsmärkten – verschärft durch den demographischen Wandel – mehr Arbeit nachgefragt als angeboten wird, kommt dem Arbeitsangebot und insbesondere dem mit ihm eng verbundenen Reservationslohn eine zentrale Rolle für das Verständnis solcher Arbeitsmärkte zu. Während sich die ökonomische Forschung seit geraumer Zeit mit den Determinanten des Reservationslohns und damit des Arbeitsangebots befasst hat, steht – trotz einiger offensichtlicher theoretischer und empirischer Leerstellen – eine soziologische Auseinandersetzung mit der Thematik noch weitgehend aus. Das Forschungsprojekt soll einen Beitrag zur Schließung dieser Forschungslücke leisten und auf Grundlage des Lebensverlaufsansatzes eine dezidiert soziologische Perspektive auf das Arbeitsangebot entwickeln. Im Vordergrund stehen die Effekte der zeitlichen, institutionellen und sozialen Einbettung auf den individuellen Reservationslohn. Das erste Teilprojekt befasst sich mit dem Effekt der Einbettung von Leistungsbeziehenden durch aktivierende Arbeitsmarktinstitutionen auf Reservationslöhne. Die Ergebnisse zeigen, dass der Aktivierungsgrad des jeweiligen Arbeitsmarktstatus über verschieden monetäre und soziale Mechanismen einen negativen Effekt auf den Reservationslohn hat. Auch verweisen die Befunde darauf, dass die Verweildauer innerhalb eines Status von Adaptions- und Antizipationsprozessen geprägt ist. Im zweiten Teilprojekt werden die Effekte von Mutterschaft auf den Reservationslohn untersucht und es können ebenfalls Adaptionsprozesse im Zeitverlauf gezeigt werden, aber keine Antizipationseffekte. Darüber hinaus implizieren die Analyseergebnisse, dass die Effekte durch den Erwerbsstatus moderiert werden und zu einem kleinen Teil über die Freizeitpräferenzen von Frauen erklärt werden können. Für das dritte Teilprojekt wurde das subjektive Wohlbefinden als abhängige Variable gewählt, um so die Perspektive auf das Arbeitsangebot zu verbreitern, wobei Rückschlüsse auf das individuelle Angebotsverhalten weiterhin möglich sind. Die zentrale Forschungsfrage ist, ob ein Partner im Haushalt den Arbeitslosigkeitseffekt auf das subjektive Wohlbefinden abfedern kann und über welche sozioökonomischen Mechanismen dies gegebenenfalls erklärt werden kann. Die Schätzergebnisse implizieren, dass soziale Einbettung im Haushaltskontext den Arbeitslosigkeitseffekt reduziert und die Reduzierung wiederrum vor allem durch ökonomische, aber auch durch soziale Mechanismen erklärt werden kann. Das vierte Teilprojekt richtet den Blick auf das Angebotsverhalten von Beschäftigten und analysiert die Effekte von nicht reziprokem Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Austausch auf die Mobilität im Arbeitsmarkt. Es kann gezeigt werden, dass sowohl Jobwechselabsichten als auch tatsächliche Jobwechsel wahrscheinlicher werden, wenn das Verhältnis von Anforderungen zu Belohnungen aus der Perspektive der Erwerbstätigen zunimmt.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung