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Spielarten des Egalitarismus: Untersuchung der politischen Determinanten von Ungleichheit auf Basis von Online-Crowdcoding
Antragsteller
Dr. Alexander Horn
Fachliche Zuordnung
Politikwissenschaft
Förderung
Förderung seit 2019
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 428250727
Trotz der unbestrittenen gesellschaftlichen und politischen Relevanz ökonomischer Ungleichheit fehlt es an systematischem Wissen über die politischen Ursachen von Ungleichheit. Das liegt auch daran, dass wir nicht wissen, was Parteien zu Gleichheit und Ungleichheit zu sagen haben. Welche Konzepte von Gleichheit Parteien haben und hatten – und wie sich diese auf politische Entscheidungen und letztlich auf Ungleichheit auswirk(t)en – ist nicht erforscht. Das ist umso bemerkenswerter, wenn man bedenkt, dass die Einstellungen von Wählern zu Ungleichheit Gegenstand zahlreicher Studien und Datensätze sind. Anders bei Parteien – den mutmaßlich wichtigsten Akteuren in der repräsentativen Demokratie. Das Projekt nutzt auf innovative Weise Schwarmintelligenz, um diese Leerstelle zu schließen. Angestrebt wird eine umfassende Längs- und Querschnittsstudie von Gleichheitskonzepten und ihren Auswirkungen auf Policies und Ungleichheit.Das erste Ziel des Projektes besteht also darin, zu erfassen, welche Konzepte von Gleichheit Parteien in 10 Ländern haben; und wie sich diese seit 1980 verändert haben. So kann der Fokus zum Beispiel auf gleichen Aufstiegschancen, Antidiskriminierung oder ökonomischer Gleichheit liegen. Die Kategorisierung erfolgt mittels Online-Crowdcoding politischer Texte. Jedes Textfragment wird von der Crowd mehrfach codiert, basierend auf der Idee der Schwarmintelligenz, nach der die Aggregation unabhängiger Urteile von Laien zu den gleichen Ergebnissen führen kann wie Expertise. Die Arbeit des Antragstellers demonstriert, unter welchen Bedingungen die Crowd auch bei dem vorliegenden komplexen Kategorienschema Experten ersetzen kann. Auf Basis von 5000 Testfragen, die durch die Nachwuchsgruppe kalibriert werden, wird das Kategorienschema reproduzierbar, schnell und zu vergleichsweise geringen Kosten auf 1.000.000 Coder-Entscheidungen hochskaliert. Durch dieses Zusammenspiel von Experten und Crowd werden die Gleichheitskonzepte von Parteien systematisch erfasst. Mittels der resultierenden Datenbank, die online verfügbar gemacht werden soll, wird untersucht, welche Konzepte wann und wo dominant waren und wie stark die Parteien in einem Land übereinstimmen. Neben der Auseinandersetzung mit Trends und Fragen der Konvergenz von Gleichheitskonzepten werden speziellere Annahmen – etwa die, dass Parteien sich von ökonomischer Gleichheit abgewandt haben – überprüft. Das zweite Ziel des Projektes ist es herauszufinden, ob und wie sich Unterschiede in den Gleichheitskonzepten auf politische Entscheidungen und letztlich auf Ungleichheit auswirken. Dazu werden umfassende Regressionsanalysen mit Fallstudien in drei Ländern mit unterschiedlichen politischen und marktwirtschaftlichen Modellen kombiniert (Dänemark, Deutschland, USA). Es werden die Auswirkungen auf Policies als auch die Auswirkungen auf Ungleichheit untersucht, um spezifische Kombinationen von Ungleichheitskonzepten, Policies und Ungleichheit zu identifizieren.
DFG-Verfahren
Emmy Noether-Nachwuchsgruppen