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Negotiating Resettlement. Aushandlungen, Verläufe und Langzeiteffekte der Folgewanderungen gewaltinduzierter Mobilität nach dem Zweiten Weltkrieg.

Antragsteller Dr. Sebastian Huhn
Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2019 bis 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 428259414
 
Im Jahr 2018 befanden sich mehr Menschen auf der Flucht als jemals zuvor. Relocation- und resettlement-Programme versuchen, die Situation massenhaften displacements zu lösen. Viele dieser Programme scheitern – wie etwa das relocation-Programm der Europäischen Union. Warum? Wichtig wie selten zuvor scheint es, Präzedenzfälle der Aushandlung von Folgeprozessen gewaltinduzierter Mobilität zwischen Geflüchteten bzw. displaced persons (DPs), internationalen Organisationen sowie Gesellschaften mit ihren Institutionen zu analysieren. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs waren in Europa Millionen von Menschen – Überlebende und Flüchtlinge – fernab ihrer Herkunftskontexte als DPs vor die Frage gestellt, wie und wo ihr Leben weitergehen sollte. Innerhalb weniger Jahre kehrten die meisten von ihnen aus eigener Kraft oder mit Hilfe der UNRRA an ihre alten Lebensorte zurück. Andere aber wollten oder konnten nicht repatriiert werden. Gegen den Willen der UdSSR wurde 1947 die International Refugee Organization (IRO) gegründet, um das resettlement der nichtrepatriierten DPs und Flüchtlinge zu organisieren. Neben einer „Neuansiedlung“ innerhalb Europas betreute die IRO bis 1952 aber auch die Migration von rund 700.000 Menschen nach Nord- oder Südamerika, Australien, Neuseeland, ins britische Commonwealth, nach Nordafrika, Asien oder Israel. Etwa 100.000 dieser MigrantInnen fanden in Lateinamerika eine neue Heimat.Das resettlement der IRO wurde bisher vor allem als Geschichte einer Institution oder als Geschichte von internationaler Ordnungspolitik im Nachkriegseuropa und dem beginnenden „Kalten Krieg“ geschrieben. Dabei wurde mit Schwerpunkt zu bestimmten ethnischen oder religiösen Gruppen geforscht, sowie zu den regionalen hot spots des resettlements, den USA, Kanada, Australien und Israel bzw. zunächst Palästina.Das Projekt plant diesen bisher größten Fall eines international organisierten resettlements von DPs aus der Perspektive der Historischen Migrationsforschung am Fall des Ziellandes Venezuela als Modell der Bewältigung von Folgeprozessen gewaltiniduzierter Mobilität zu untersuchen. Vier miteinander verknüpfte Aushandlungs- und Migrationsprozesse stehen im Mittelpunkt: Erstens die politische Aushandlung und der räumlich-zeitliche Verlauf des resettlements in Venezuela, zweitens die individuelle Aushandlung der Auswanderung zwischen DPs und den MitarbeiterInnen der IRO vor dem Hintergrund der Sozialprofile der DPs, drittens die Lebensverläufe der DPs vor und nach dem resettlement und viertens die gesellschaftliche Aushandlung von Teilhabe und Anerkennung in Venezuela und die korrespondierenden Einwanderungsdiskurse.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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