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Neue Zeiten: Tempo, Akzeleration und Pluralisierung der Zeitdimensionen in humoristischen Bildergeschichten, Karikaturen und Comics zwischen 1900 und 1930

Fachliche Zuordnung Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft; Kulturwissenschaft
Förderung Förderung von 2019 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 262766954
 
Die Darstellung von Zeitlichkeit, Tempo und Zeitdimensionen stellt einen wichtigen Beitrag von Bildergeschichten und Comics zur wissenskulturellen und ästhetischen Verhandlung von Zeiterfahrungen und Zeitstrukturen dar. Im Beobachtungszeitraum (1900–1930) wächst in Wissenschaften und Künsten wie in Alltagsdiskursen das Interesse an diesem Themenfeld; auch fiktionale Werke dokumentieren die Faszination durch Temporalität und ihre Strukturen. In Phase 2 der Projektarbeit soll analysiert werden, wie humoristische Bildergeschichten und Comics (die sich hinsichtlich ihrer Stilmittel sowie ihrer jeweiligen Einbettung in Publikationskontexte nicht kategorial, sondern nur graduell unterscheiden lassen) zur Reflexion über Zeit beitragen – unter Verweis auf Wissensdiskurse, auf alltagskulturelle und ästhetisch-literarische Darstellungsformen und zugleich auf die eigenen Publikationsformate und die jeweilige Situierung im Formatkontext.Der thematische Akzent der im Projektrahmen geplanten Studien liegt auf Zeit, Zeitlichem und Zeitlichkeit sowie auf den Modi ihrer Darstellung auf struktureller und materialer Ebene. Das Erscheinen der Bildergeschichten in Periodika stimuliert solche Reflexion: Die Journale erscheinen periodisch, nehmen Bezug auf Aktualitäten, haben die alltägliche Lebenszeit der Rezipienten im Blick und sind vielfach von ephemerer Materialität. Hinzu kommt eine Art Rivalität zu transitorischen medialen Formaten wie Film, Shows etc. Durch die Integration von Karikaturen und Bildergeschichten in Journale bieten sich viele Anlässe des Spiels mit Zeitstrukturen, etwa mit Datierungen, Zeitsprüngen und -raffungen.Leitend für die Projektarbeit sind vier Akzente. Ein erster liegt auf historisch insgesamt neuen Modi der Darstellung von Zeit, Bewegung, Geschwindigkeit und Akzeleration als Impulsgebern für die Zeichner. Ein zweiter gilt der Reaktion gezeichneter Bilder in Periodika auf die eigene historische Zeit, insofern diese als Epoche der Umbrüche, Rekorde und Überbietungen verstanden wird. Eine dritte Perspektive auf Zeitlichkeit eröffnet sich anläßlich der Rezeptionsformen, die von Bilderfolgen und sonstigen Bildarrangements induziert werden, vor allem mit Blick auf schnelle Lektüren. Thematisch spezifizierend werden viertens Beispiele der Modellierung von Zukunft analysiert: Karikaturen, Bildergeschichten und Comics, die der (prognostisch gemeinten oder komisch-parodistischen) Darstellung von "Zukünftigem" gelten: von futuristischen Welten, Techniken, Lebensformen. Comics beginnen seit der Jahrhundertwende, verstärkt seit den 1920er Jahren, Zukunftswelten zu entwerfen, parallel zu und im Austausch mit Literatur und Film, aber gebunden an ihr entsprechend genutztes Publikationsformat. Humoristisch-satirische Bilder und Comics der Zeit um 1900 antizipieren insbesondere Zukunftsszenarien des frühen Science-Fiction-Comics. Bildprogramme des Comics entwickeln sich parallel zur Suche anderer Künste nach spezifisch modernen Codes.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
 
 

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