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Gesellschaftliche Andockstellen für Flüchtlinge. Eine inklusionstheoretische Studie

Antragstellerinnen / Antragsteller Professor Dr. Armin Michael Nassehi; Dr. Irmhild Saake
Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Soziologische Theorie
Förderung Förderung von 2019 bis 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 428452742
 
Das von uns geplante Forschungsprojekt möchte dort ansetzen, wo die politischen Debatten über Integration zumeist enden: an der gesellschaftlichen Praxis. Wir möchten empirisch sichtbar machen, wie Flüchtlinge und Asylbewerberinnen und Asylbewerber über unterschiedliche, jeweils spezialisierte Andockstellen in der Gesellschaft ankommen. Solche Andockstellen sind Organisationen, die als Zonen dichter Kommunikation einen je spezifischen Eigensinn in kompakte Handlungsketten überführen. Die dahinterstehende theoriegeleitete Annahme lautet, dass Flüchtlinge wie andere Personen auch als Adressaten von gesellschaftlichen Kommunikationen inkludiert werden. Inwiefern dabei das Migrantische eine besondere Bedingung darstellt, ist empirisch zu untersuchen. Die von uns ausgewählten Organisationen sind: das Theater, das Unternehmen, die Arztpraxis, die Schule/Weiterbildung und das Amt. Im Theater stehen ästhetische Kommunikationen im Vordergrund, weswegen sich hierbei eine besondere Betonung des "sprechenden" Flüchtlings ergeben könnte, der seinen Status als Repräsentant einer kulturellen Exotik gewinnt. Der Arbeitsplatz bzw. die unternehmerische Kommunikation interessiert sich für Flüchtlinge im Sinne einer ökonomischen Perspektive und wird insofern auch mit einem Interesse an Profit-orientierung auf Flüchtlingen zugehen. Schulen und Weiterbildungseinrichtungen werden vermutlich auf sprachliche Integrationsdefizite stoßen und diese als pädagogische Herausforderung zur Bearbeitung sozialer Ungleichheit verstehen. Die Arztpraxis ermöglicht eine Perspektive, die medizinische Spezialisierung mit Interkulturalität vereinbaren muss und dies im Gespräch zwischen Arzt und Patient ausbalancieren muss. Das Amt wiederum tritt Flüchtlingen als Organisation verdichteter rechtlicher Kommunikation gegenüber, die in diesem Fall sehr grundsätzliche Folgen hat, insofern es auch um den Aufenthaltsstatus geht.Das Projekt verfolgt damit das Ziel, eine für die Migrationssoziologie relevante Kategorie der "migranten Inklusion" (weiter-) zu entwickeln. Für die Frage einer angemessenen Soziologie der Flüchtlingskrise und der Flüchtlingsintegration ist das Ziel, den Diskurs von allzu starken Vorannahmen einer integrierenden Gesellschaft zu befreien, um so zu angemessenere Erwartungen darüber zu gelangen, was von wem zu erwarten ist und wie die Inklusionsbedingungen von Flüchtlingen sich gestalten. Dabei ist auch entscheidend die Kategorie der kulturellen Differenz zunächst in die zweite Reihe zu schieben und zunächst die strukturellen Inklusionsbedingungen zum Ausgangspunkt zu nehmen, um dann zu sehen, inwiefern Inklusionslagen dann konkret kulturalisiert werden oder auch nicht. Konkret wird es darum, Inklusionsstrategien, -möglichkeiten und -konflikte zu erheben und zu vergleichen. Im Sinne Pierre Bourdieus sollen dabei Deutungsmuster, Praktiken und Machtkonstellationen auch als "Ortseffekte" verstanden werden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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