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Hygiene exportieren, mit Gesundheit experimentieren. Die italienische Kolonialmedizin im Versuchsfeld Libyen 1912-1940

Antragstellerin Dr. Alessandra Parodi
Fachliche Zuordnung Wissenschaftsgeschichte
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2019 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 428878802
 
Die Frage der Hygienisierung der von Italien seit 1912 kolonisierten Bevölkerungen in Libyen sowie italienischer Siedlerfamilien hatte einen zentralen Platz in der allgemeinen Kolonialliteratur und in den kolonialmedizinischen Abhandlungen von Ärzten in der Zeit 1912-1943. Das Thema blieb aber bis jetzt in der Forschung unbeachtet. Im Laufe der ersten Projektphase wurden mehrere Ergebnisse erzielt: Es wurde festgestellt, dass in den Werken von in Libyen tätigen Ärzten die Topik der „Wiedereroberung“ Libyens durch die vermeintlichen „Erben“ des alten Roms eine bedeutende Rolle spielte. Der Topos gehörte zu denjenigen, die im Mutterland um Konsens für die Kolonisierung warben. Die Gesundheitspolitik in der Kolonie, deren konkrete Aspekte im Laufe des Projekts noch präzisiert werden sollen, diente der Erhöhung der (bescheidenen) Produktivität des Kolonialunternehmens, wurde aber als „zivilisatorische Sendung“ überhöht. Italien und Libyen wurden in der medizinischen Literatur als klimatisch und nosographisch ähnlich genug charakterisiert, dass sich die Italiener mit Erfolg akklimatisieren könnten. Italiener und Libyer wurden aber in den Werken von Ärzten und Kolonialfunktionären als kulturell und auch „rassisch“ unterschiedlich dargestellt. Dies zeigt sich ebenso bei der Interpretation von Krankheitsbildern. Allerdings interessierten sich einige Autoren für die einheimischen Heilpraktiken, um die kulturelle Penetration in Libyen effizienter zu gestalten. Um die Frage nach der praktischen Gesundheitsversorgung, den Ambiguitäten und nach offen rassistischen Momenten in der Kolonialliteratur beantworten zu können, wird nun eine weitere Förderungsperiode von einem Jahr beantragt. Dieser Antrag ist auch nötig, weil wichtige Archive und Bibliotheken in Rom und Florenz im September 2020 geschlossen hatten und nun die Lücken geschlossen werden sollen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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