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Die Restitution von Wissen: Museen als (post)koloniale Archive, 1850-1939

Fachliche Zuordnung Kunstgeschichte
Förderung Förderung von 2019 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 429041464
 
Das neue bi-nationale Kooperationsprojekt ‚Restitution of Knowledge' beschäftigt sich aus historischer und kuratorischer Perspektive mit den Sammlungen ethnologischer Museen in Europa und dem darin aufbewahrten (post)koloniale Erbe. Im Fokus steht die Kategorie der „Kriegsbeute“, die sowohl historisch als auch in ihrer Bedeutung für die Gegenwart erforscht, dokumentiert, eingeordnet und überdacht werden soll. Dabei wird das ethnologische Museum mit seinen riesigen Depots als besonderer Wissensspeicher verstanden, als ein unerhörtes Archiv für bis heute unerzählte Geschichten kolonialer Formen der An- und Enteignung. Hierdurch sollen sich grundlegend neue Formen des Gedenkens und der Restitution (post)kolonialer Erfahrungen eröffnen. Das Projekt schafft eine neue vergleichende Wissensgrundlage, in dem es durch seine innovative und kollaborative Methode die kolonialen Geschichten, die in den Artefakten selbst stecken, offenlegt und in Beziehung zu einem breiten Spektrum aktueller Forschungen und Perspektiven setzt. Das Projekt, das einen grundlegenden Beitrag im Bereich der sich gerade formierenden (post)kolonialen Provenienzforschung leisten möchte, adressiert den von Museumsexperten und -expertinnen, Historikerinnen und Historikern, Mitgliedern von „Herkunftsgesellschaften“ etc. dringend artikulierten Wunsch nach einer systematischen Kartierung und Aufarbeitung aller militärischer Ereignisse („Strafexpeditionen“), bei denen Objekte konfisziert wurden und abhanden kamen – bis heute fehlt eine solche Übersicht vollkommen.Bei diesem Projekt werden akademische und kuratorische Expertisen aus Deutschland und Großbritannien zusammengeführt, um an der Schnittstelle zwischen Kolonialgeschichte, Provenienzforschung, dem Kuratieren von Weltkunst und -kultur eine neue, zukunftsträchtige Ressource zu erschließen: die der Objekte und ihrer Geschichten in ihrer Bedeutung für die „Herkunftsgesellschaften“ und Nationen, einschließlich lokaler communities aus Afrika und dem globalen Süden. Durch diese Arbeit fügt das Projekt der aktuellen europäischen, afrikanischen und globalen Debatte über die Restitution von Kulturgütern eine neue Dimension hinzu und entwickelt eine neue transnationale und vergleichende Methode für Wissensaustausch und -generierung. Das Projekt leistet nicht nur einen primären Beitrag zur Kolonialgeschichte, sondern wertet auch ethnologische Museen als Orte auf, die nicht nur Objekte, sondern auch historisches Wissen über Konflikte, Gewalt und Verluste aufbewahren. Damit wird das ethnologische Museum in Europa zum privilegierten Ort eines geteilten kulturellen Gedächtnisses umgestaltet, an dem Restitutionen nicht nur die physische Rückführung von Kulturgut, sondern auch die Erinnerung und der Austausch von Wissen bedeuten können.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Großbritannien
Kooperationspartner Professor Dr. Dan Hicks
 
 

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