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Leben nach der Haft. Alltagskulturelle Ordnungen zwischen Dis- und Rekulturation

Antragstellerin Dr. Barbara Sieferle
Fachliche Zuordnung Ethnologie und Europäische Ethnologie
Förderung Förderung von 2020 bis 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 429649211
 
Erstellungsjahr 2023

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das ethnographisch-kulturanthropologisch angelegte Forschungsprojekt befasste sich mit den sozialen Mechanismen und kulturellen Logiken der Alltagskonstruktionen haftentlassener Menschen. Das Projekt zielte darauf ab zu verstehen, wie sich Menschen nach ihrer Entlassung aus dem Strafvollzug einen für sie bedeutungsvollen Alltag – verstanden als sinnhafte, routiniert und selbstverständlich gelebte Wirklichkeit – aufbauen. Ausgehend von der sozialen Position des ‚ehemaligen Gefangenen‘ arbeitete das Projekt gesellschaftliche Handlungseinschränkungen heraus, die den Aufbau von Alltag nach dem Gefängnis erschweren: interaktionelle und strukturelle Stigmatisierungen, moralische Verurteilungen, Armut, Überschuss an bedeutungsloser Zeit, unsichere Zukunftsimaginationen. Gleichermaßen zeigte das Projekt auf, dass hafterfahrene Menschen im Kontext gesellschaftlicher Handlungseinschränkungen agentive Handlungsmöglichkeiten nutzen, um sich einen bedeutungsvollen Alltag nach dem Gefängnis zu schaffen: Taktiken des Stigmamanagements, kreative Umgangsweisen mit Armut und Zeitüberschuss, moralische Positionierungen, Artikulationen von Hoffnung als sinnhafte Zukunftsorientierungen. Ausgehend von ethnographisch-dichten Einblicken in die Lebenswelten hafterfahrener Menschen argumentiert das Projekt, dass Alltag nach dem Gefängnis eine von dauerhafter Unsicherheit und reflexiver Routine geprägte Welt ist, die kulturtheoretisch als Zustand dauerhafter Liminalität gefasst werden kann. Sieferle, Barbara 2020: Die Bestrafung geht weiter. In: Offenburger Tageblatt (23.09.2020): 23. Sieferle, Barbara 2020. Die Bestrafung geht weiter. In: Stuttgarter Zeitung (17.09.2020) 216: 6.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Grüße aus der Zelle. In: Breitsprecher, Lea u. Becker, Tobias (Hg.): Alltag in der Krise. Kulturwissenschaftliche Notizen. Ein Blog zur Corona. Krise.
    Sieferle, Barbara
  • Hoffnung in liminalen Zeiten. Zum Umgang mit Zukunft nach der Haft. In: Hänel, Dagmar u.a. (Hg.): Planen - Hoffen - Fürchten. Zur Gegenwart der Zukunft im Alltag. Münster: Waxmann, 125-138.
    Sieferle, Barbara
  • Nach der Haft. Kulturwissenschaftliche Perspektiven. In: Informationsdienst Straffälligenhilfe 28 (3): 70-74.
    Sieferle, Barbara
  • Stigma Gefängnis. Kulturwissenschaftliche Perspektiven. In: Schweizerisches Archiv für Volkskunde 116 (2): 47-68.
    Sieferle, Barbara
  • Zwischen Euphorie und Angst. Was Haftentlassene bei ihrer Rückkehr in die Freiheit erwartet. In: Dettmer-Finke, Reinhild u.a. (Hg.): Strafraum. Absitzen in Freiburg. Freiburg, 48-49.
    Sieferle, Barbara
  • Kriminologisches Verstehen durch Immersion. Zu den epistemologischen Potenzialen ethnographischer Forschung. In: Jukschat, Nadine u.a. (Hg.): Qualitative Kriminologie, quo vadis? Stand, Herausforderungen und Perspektiven qualitativer Forschung. Weinheim: Beltz Juventa, 49-66.
    Sieferle, Barbara
  • Strafe/n. Kulturanthropologisch betrachtet. In: Sieferle (Hg.): Strafe/n. Kulturanthropologische Perspektiven. Münster: Waxmann, 6-23.
    Sieferle, Barbara
  • Strafe/n. Kulturanthropologische Perspektiven. Münster: Waxmann.
    Sieferle, Barbara
  • „Meuterei“ oder „Sitzstreik“? Legitimationskonflikte um die Freiburger Gefängnisproteste 1985. In: Sieferle, Barbara (Hg.): Strafe/n. Kulturanthropologische Perspektiven. Münster: Waxmann, 156-167.
    Sieferle, Barbara
  • Becoming an "Ex-Con." When Ritual Fails and Liminality Endures. In: Cultural Analysis 20 (1): 53-76.
    Sieferle, Barbara
  • Navigating Post-prison Life: Social Positioning in Unstable Circumstances. Ethnologia Europaea, 52(1).
    Sieferle, Barbara
  • Nach dem Gefängnis. transcript Verlag.
    Sieferle, Barbara
 
 

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