Detailseite
Projekt Druckansicht

Stark siderophile Elemente: ein Fenster in die Akkretion der Erde

Antragsteller Professor Dr. Max Wilke, seit 10/2023
Fachliche Zuordnung Mineralogie, Petrologie und Geochemie
Förderung Förderung seit 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 429859482
 
Die Bildung und Differentiation der Erde in chemisch unterschiedliche Schalen hat vor ungefähr 4.5 Milliarden Jahren begonnen. Während der stärksten chemischen Fraktionierungsperiode der Erdgeschichte trennte sich der silikatische Mantel vom Fe-reichen metallischen Kern. Bei diesem Prozess wurden die Elemente gemäß ihrer Affinität für Silikate (lithophil) oder Eisen (siderophil) zwischen den beiden Reservoiren verteilt. Schon etwa 100 Millionen Jahre nach der Akkretion wurde die endgültige Zusammensetzung von Mantel und Kern erreicht. Allerdings ist der Gehalt der sog. stark siderophilen Spurenelemente (HSE) im Mantel im Widerspruch mit dem generell akzeptierten Szenario, wonach die siderophilen Elemente in den sich bildenden Kern segregierten. Sie zeigen im Mantel tatsächlich chondritische Gehalte. Um dieses zu erklären, wurde vorgeschlagen, dass es zu einer späteren weiteren Akkretion (late veneer) durch Meteoriteneinschläge kohliger Chondrite gekommen sein muss, zu einem Zeitpunkt, bei dem die Kernbildung bereits abgeschlossen war. In diesem Prozess wurden die HSE-Gehalte des Mantels auf das heutige Niveau erhöht und diese Gehalte sind somit eine Signatur dieser späten Akkretion. In diesem späten Akkretionsprozess soll auch Wasser zur Erde hinzugefügt worden sein, eine Grundvoraussetzung für die Entwicklung des Lebens auf der Erde.Eine weitere Möglichkeit für die erhöhten Gehalte der HSE im Erdmantel ist, dass die Kern-Mantel-Elementverteilung stark durch die extremen Drücke und Temperaturen während der Erddifferentiation beeinflusst wurde, da hohe Drücke und/oder hohe Temperaturen die Metall-Silikat-Verteilung dieser Elemente stark beeinflusst. Dieser Effekt wurde bisher noch nie experimentell bei den entsprechenden Bedingungen der Differentiation des Planeten bestimmt. Aus diesem Grund soll die Metall-Silikat-Verteilung der HSE bei den Bedingungen der Erddifferentiation durch Experimente in Laser-beheizten Diamantstempelzellen untersucht werden. Diese Ergebnisse modernster experimenteller und analytischer Techniken werden genutzt und mit Kernbildungsmodellen kombiniert, um den Beitrag des Kernbildungsprozesses zum Budget der HSE im Mantel besser einzugrenzen und den Beitrag von späterer Akkretion in der Entwicklung des Mantels neu zu bewerten.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Frankreich
Kooperationspartner Professor Dr. Julien Siebert
Ehemalige Antragstellerin Dr. Ingrid Blanchard, bis 9/2023
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung