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Erbfälle und Eigentumsübertragungen - Erbpraktiken im Spannungsfeld von Staat und Familie seit 1800

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung seit 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 430277095
 
Die Netzwerkinitiative erklärt sich aus einer erstaunlichen Diskrepanz heraus: Die Bedeutung von Erbschaften als Möglichkeit des Vermögenserwerbs nimmt seit den 1980er Jahren im deutschsprachigen Mitteleuropa wieder zu, und die Ausgestaltung des Erbrechts sowie die sozialen Folgen von Erbpraktiken werden in Politik und Öffentlichkeit intensiv diskutiert. Anders als Ökonomen, Soziologen sowie Literatur- und Rechtswissenschaftler haben sich Historiker jedoch kaum an diesen gesellschaftspolitischen Debatten beteiligt und das Thema „Erben und Vererben“ für das späte 19. und 20. Jahrhundert bisher stiefmütterlich behandelt.Hier setzt das Netzwerk an mit dem Ziel, die historische Expertise zu diesem gegenwartsrelevanten Themenkomplex zu erweitern und zu stärken. Es möchte über die historische Analyse von Erbfällen die wechselseitigen Verflechtungen von Staat, Familie und Individuum sowie die Genese von Eigentums- und Rechtsordnungen im deutschsprachigen Raum seit dem 19. Jahrhundert untersuchen. Dafür sollen erstens Erbfälle in methodischer Hinsicht als heuristische Sonden profiliert werden, durch die sich Erkenntnisse über Eigentums-, Verwandtschafts- und Gesellschaftsordnungen sowie über die Interaktionen von Staat und Familie gewinnen lassen. Zweitens soll insbesondere das Wechselspiel zwischen Staat und Familie empirisch fundiert für die Zeit ab 1800 inhaltlich aufgearbeitet werden. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse sollen drittens schriftlich fixiert und publiziert werden. Sie sollen als Impuls und Ausgangspunkt für weitere Forschungen auf diesem Themengebiet dienen, an die Geschichte des 20. Jahrhunderts rückgebunden werden sowie juristischen, ökonomischen, soziologischen und literaturwissenschaftlichen Debatten und aktuellen politischen und öffentlichen Diskussionen eine historische Tiefenschärfe verleihen. Schließlich sollen die Treffen des Netzwerks viertens dazu genutzt werden, solide strukturelle Grundlagen für die weitere und längerfristige gezielte Erforschung des Themenbereichs „Erben und Vererben“ zu schaffen.Um dies zu erreichen, setzt sich das Netzwerk aus zwölf Wissenschaftler*innen zusammen, die schon seit mehreren Jahren – meist in Form von Qualifikationsarbeiten – zu diesem Thema arbeiten, in unterschiedlichen Konstellationen bereits im Austausch miteinander stehen, deren Forschungsperspektiven und -ergebnisse bislang aber noch nicht gebündelt und synthetisiert wurden. Das Netzwerk soll den wissenschaftlichen Austausch fokussieren und intensivieren. Geplant sind fünf Arbeitstreffen und eine öffentliche Tagung, auf denen sich die Mitglieder des Netzwerks aus unterschiedlichen Perspektiven mit der Analyse von Erbfällen und Eigentumstransfers auseinandersetzen, die Publikation ihrer Ergebnisse vorbereiten, an der Ausarbeitung von Folgeprojekten arbeiten sowie erste Schritte zur Vernetzung mit Kollegen im Ausland und in den Nachbardisziplinen gehen werden.
DFG-Verfahren Wissenschaftliche Netzwerke
Mitverantwortlich(e) Professorin Dr. Simone Derix
 
 

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