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Zwischen Exklusion, Integration und Inklusion - Zu den praktischen Grenzen, Bedingungen und Möglichkeiten von Alteritätspolitik in Chemnitz
Antragsteller
Dr. Felix Hoffmann
Fachliche Zuordnung
Ethnologie und Europäische Ethnologie
Förderung
Förderung von 2019 bis 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 430609777
Nach der Flüchtlingsschutzkrise von 2015 in Deutschland ist die Frage hoch umstritten, wie Integration und Teilhabe von Geflüchteten und Migrant*innen erreicht werden kann oder ob dies überhaupt erwünscht ist. Widerstand gegen gesellschaftliche Pluralisierung führte 2018 zu gewaltvollen Ausschreitungen in Chemnitz. Dennoch sind hier ebenfalls starke Netzwerke zwischen zivilgesellschaftlichen Akteuren, Politiker*innen und lokaler Administration zu beobachten, die sich um inklusive Alteritätspolitik und damit um politische Teilhabe von und mit Geflüchteten und Migrant*innen bemühen. Diese Akteure sind bislang sowohl medial als auch wissenschaftlich ignoriert worden. Das Projekt fokussiert die lokalen Konfliktdynamiken und fragt nach den praxis‐logischen Grenzen, Bedingungen und Möglichkeiten inklusiver Alteritätspolitik, die im relationalen Konfliktverhältnis mit verschiedenen Formen identitätsbasierter Politik steht. Hierzu wird ein innovativer analytischer Ansatz in Bezug auf praktische Logiken im Konflikt zwischen Abgrenzung, Kampf, Konkurrenz und entgrenzend-wechselseitigem und damit antwortfähigem Polylog zum Einsatz kommen. Die Arbeitshypothese fokussiert die praxis-logische Schwäche von Alteritätspolitik im relationalen Konfliktverhältnis zu identitätsbasierter Politik: Aggressiv identitäre, offizielle Integrationspolitik und auch emanzipativ orientierte Identitätspolitik können einseitig praktiziert werden, indem andere in abgrenzende Kampf- und Konkurrenzverhältnisse gebracht werden oder in Reaktion auf entsprechende Dynamiken. Alteritätspolitik hingegen ist auf ein freiwilliges und wechselseitiges Hinterfragen sozio-kultureller Identifikationen angewiesen, in entgrenzenden Praktiken wechselseitig antwortfähigen Polylogs. Mit dem Ziel, detaillierte Daten zu den verschiedenen Konfliktdynamiken zu generieren, wird eine multidimensionale Methodologie der Multi-Sited-Ethnography angewandt. Teilnehmende Beobachtungen werden in den verschiedenen privaten, öffentlichen, politischen und administrativen Netzwerken und in den alltäglichen Aktivitäten der organisierten Zivilgesellschaft beginnen, die Geflüchtete und Migrant*innen unterstützt. Hier werden vor allem Bedingungen und Möglichkeiten inklusiver Alteritätspolitik zu beobachten sein. Des Weiteren werde ich mich politischen Kontaktzonen annähern, an denen Befürworter*innen und Gegner*innen von Integrationsthemen aufeinandertreffen. Hier werden vor allem Begrenzungen inklusiver Alteritätspolitik zu beobachten sein.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Mitverantwortliche
Professorin Dr. Heidrun Friese; Dr. Marcus Nolden