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Lebensformen in der Megapolis: Milet in der Longue Durée
Antragsteller
Professor Dr. Christof Berns
Fachliche Zuordnung
Klassische, Provinzialrömische, Christliche und Islamische Archäologie
Förderung
Förderung von 2019 bis 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 430624940
Milet an der Westküste der Türkei war eine bedeutende Megapolis des antiken Mittelmeerraumes und stellt einen zentralen Platz für archäologische Siedlungsforschungen dar. An dem Ort lässt sich exemplarisch die Genese einer weiträumig vernetzten Großstadt verfolgen. Bisherige Untersuchungen waren jedoch entweder auf Teilbereiche des bronzezeitlichen und archaischen Milet oder auf das monumentale Zentrum der postklassischen Stadt konzentriert. Das Ziel des aktuellen Vorhabens ist es demgegenüber, die Dynamik der Siedlungsentwicklung abseits der zentralen öffentlichen Räume in einer langfristigen Perspektive von der späten Bronzezeit bis zum Ende der römischen Kaiserzeit (um 1600 v. Chr. bis um 400 n. Chr.) zu erschließen. In einer Kooperation zwischen der ENS Paris und der Universität Hamburg (UHH) sollen die spezifischen Lebensformen der Großstadt auf drei Ebenen verfolgt werden: Den Häusern mit ihrer unmittelbaren Nachbarschaft, der übergreifenden Siedlungsstruktur, sowie den Beziehungen zum Umland. Dabei ergeben sich durch die fehlende neuzeitliche Bebauung des Stadtareals hervorragende Voraussetzungen zur Anwendung eines breiten, interdisziplinär ausgerichteten Spektrums archäologischer Methoden, die abhängig von den jeweiligen Problemstellungen einen differenzierten Zugriff auf die Befunde ermöglichen. Im Einzelnen sollen, ausgehend von den Ergebnissen der in Milet in früheren Jahren unternommenen geophysikalischen Prospektionen, gezielte Sondagen im gesamten Stadtgebiet angelegt werden, um die räumliche und zeitliche Dynamik der Siedlungsentwicklung rekonstruieren zu können, sowie einzelne, als Fallbeispiele des dezentralen Raumes verstandene nachbarschaftliche Kontexte detailliert ausgegraben werden. Bei der Analyse des Fundmaterials werden das gesamte Hausinventar sowie Tier- und Pflanzenreste berücksichtigt. Zusätzliche Informationen lassen sich durch die Auswertung von Daten älterer Grabungen von Hauskontexten gewinnen. Ein GIS integriert die unterschiedlichen Datenbestände, die zudem um die bereits vorliegenden Ergebnisse geomorphologischer Forschungen mit einer Rekonstruktion der milesischen Küstenlinie sowie ein in Arbeit befindliches Geländemodell ergänzt werden können. Sämtliche Daten werden über einen Geoserver mit abgestuften Zugriffsmöglichkeiten für Projektbeteiligte, interessierte Fachkolleginnen und -kollegen sowie die allgemeine Öffentlichkeit bereitgestellt. Die Ergebnisse des Projektes werden in Form einer umfangreichen Monographie publiziert. Insge-samt wird das Projekt am Beispiel von Milet dazu beitragen, die Vorstellungen von den Le-bensformen in einer antiken Großstadt zu erweitern und zu präzisieren.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Frankreich
Kooperationspartner
Professor Dr. Julien Zurbach