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Die Reichweite von Erklärungen im verallgemeinerten Darwinismus: Auf der Suche nach Kriterien für evolutionären Erklärungen außerhalb der Biologie
Antragsteller
Professor Dr. Thomas A.C. Reydon
Fachliche Zuordnung
Theoretische Philosophie
Evolution, Anthropologie
Evolution, Anthropologie
Förderung
Förderung von 2019 bis 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 430626147
In den vergangenen Jahrzehnten haben Forscher in Gebieten außerhalb der Biologie angefangen, Phänomene aus evolutionärer Sicht zu interpretieren und evolutionäre Begriffe und Modelle zu verwenden, um diese zu beschreiben und zu erklären. Aber obwohl gute evolutionäre Erklärungen von nicht-biologischen Phänomenen unser Verständnis dieser Phänomene erweitern würden, scheinen die erarbeiteten Erklärungen in den betreffenden Bereichen oft keine guten wissenschaftlichen Erklärungen zu sein. Es sollte daher geklärt werden, unter welchen Voraussetzungen darwinische Evolution als Erklärungsschema bzw. unifizierendes Paradigma dienen könnte, das eine Verschiedenheit an Forschungsfeldern sowohl innerhalb als auch außerhalb der Biologie in ein einheitliches Framework bringt. Dieser epistemologischen Frage unterliegend ist die metaphysische Annahme, dass die unterschiedlichen Phänomene, Prozesse und Systeme in den verschiedenen "evolutionären" Forschungsprogrammen alle den gleichen fundamentalen Prozess (darwinsche Evolution) instanzieren und daher mit dem gleichen Schema erklärt werden können - eine Kernform des Darwinsmus, die von Fall zu Fall konkretisiert werden muss. Das GenDar-Projekt erforscht inwieweit solche epistemologischen Auffassungen und metaphysische Annahmen überhaupt gerechtfertigt sind. Ausgeführt durch Teams von Wissenschaftsphilosophen in Paris und Hannover und mit Input von externen Experten aus der evolutionären Sozialforschung und der Evolutionsbiologie erörtert GenDar diese Frage mit dem Ziel die erklärende Reichweite der darwinschen Evolutionstheorie zu klären. Es stehen drei Forschungsfragen im Zentrum: (1) Gibt es einen Kernsatz von Prinzipien, Begriffen usw. der durch die Entwicklungsgeschichte der Evolutionstheorie hindurcherhalten blieb? (2) Gibt es eine beste (begriffliche oder formale) Weise, in der einen "Kerndarwinismus" formuliert werden könnte? (3) Wenn darwinsche Evolutionstheorie gute Erklärungen von Phänomenen außerhalb der Biologie liefert (z. B. in Ethik, Psychologie, Medizin, Sozialwissenschaft usw.), von denen viele für das Verständnis sowie die Strukturierung der Gesellschaft relevant sind, was wären denn die Folgen des darwinschen Denkens für die Gesellschaft und unser Leben? In drei Unterprojekten (zu mathematisch Formalisierungen, metaphysischen Begriffen und gesellschaftlichen Folgen) strukturiert, wird GenDar die mathematischen und begrifflichen Formalisierungen des Darwinismus, die Metaphysik darwinscher Prozesse und Entitäten, sowie die Verbindung zwischen dem verallgemeinerten Darwinismus und gesellschaftlichen/moralischen Fragen untersuchen. Durch diese Untersuchung erhofft sich das Projekt mehr Klarheit über die epistemischen und gesellschaftlichen Risiken, aber auch die Versprechen, der Anwendung evolutionären Denkens außerhalb der biologischen Wissenschaften.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Frankreich
Kooperationspartner
Professor Dr. Philippe Huneman