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Verhaltensanpassungen an biologische Invasionen

Antragstellerin Professorin Dr. Jana Eccard
Fachliche Zuordnung Ökologie und Biodiversität der Tiere und Ökosysteme, Organismische Interaktionen
Biologie des Verhaltens und der Sinne
Evolution, Anthropologie
Förderung Förderung von 2019 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 430970462
 
Zwischenartliche Konkurrenz hat bestehende Artengemeinschaften und einzelne Arten geformt. Invasive Arten überspringen ko-evolutionäre Prozesse, und erlauben es uns daher am neuen Ausbreitungsort die Auswirkungen von Konkurrenz direkt zu beobachten. In diesem Projekt möchte ich Verhaltensflexibilität und Verhaltensanpassungen untersuchen, die zum invasiven Potential einer Art beitragen, und Anpassungen der Artengemeinschaft untersuchen, in welche eingewandert wird.Vor 100 Jahren wurden in Irland beim Bau eines Wasserkraftwerks Rötelmäuse (Myodes glareolus) eingeschleppt. Irland war bis dahin wühlmausfrei, da es nach der Eiszeit von nur wenigen Säugetierarten besiedelt worden war. Die einzig weitere Kleinnagerart ist die Waldmaus (Apodemus sylvaticus), welche vor etwa 1000 Jahren eingeschleppt wurde und heute als einheimisch gilt. Die Arten koexistieren in Kontinentaleuropa, so dass die Waldmaus in Irland eine tausendjährige Konkurrenzentlastung durchlaufen hat und sich möglicherweise dadurch verändert hat. Die Wühlmäuse haben sich bis heute auf fast 2/3 der Insel ausgebreitet, und beide Arten konkurrieren in der Agrarlandschaft Irland um die wenigen Waldflächen und Heckenhabitate. Diese übersichtliche Nagetiergemeinschaft möchte ich zur Bearbeitung verhaltensökologischer Fragestellungen nutzen: 1) Können invasive Arten ihr Verhalten ändern, wenn sie sich in neue Gebiete ausbreiten? Ich erwarte an der Ausbreitungsgrenze mutigere und explorativere Tiere zu finden als in Gebieten wo die Art seit Jahrzehnten etabliert ist, da in der Ausbreitungszone andere Selektionsdrücke wirken als in Gebieten mit hoher, innerartlicher Konkurrenz. 2) Wie passt sich die betroffene Artengemeinschaft an invasive Konkurrenten an? Ich erwarte eine Verschiebung von Verhaltensmerkmalen in Regionen wo die Konkurrenz etabliert ist, im Vergleich zu konkurrenzfreien Gebieten, und möchte Tierpersönlichkeit, Nahrungsnische (Isotopenanalyse) und die Aktivitätsmuster der Waldmaus untersuchen. Während klassische Konkurrenztheorie Merkmalsdivergenz erwarten lässt, zeigten neuere Arbeiten dass ökologisch sehr ähnliche Arten sich auf individueller Ebene durch mit der Tierpersönlichkeit korrelierte Raumnutzungsmuster einnischen können. Diese Möglichkeit werde ich bei der Analyse der Daten auch in Betracht ziehen.Spezifisch werden meine Ergebnisse verhaltensökologisch zur Kenntnis der Nagetiergemeinschaft in Irland beitragen, welche bereits genetisch, morphologisch und parasitologisch untersucht wurde. Allgemeiner werden die Ergebnisse das Verständnis der Rolle von Verhaltensprozessen in interspezifischen Konkurrenzsituationen erweitern, und insbesondere die Rolle von Verhaltensanpassungen bei biologischen Invasionen untersuchen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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