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Das römische Kleinkastell auf dem "Blöskopf" bei Bad Ems – ein Beitrag zur frühkaiserzeitlichen Okkupation an der unteren Lahn
Antragsteller
Professor Dr. Markus Scholz
Fachliche Zuordnung
Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung
Förderung von 2019 bis 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 431035150
Das untere Lahntal und seine Bedeutung für die römisch-germanischen Beziehungen in der frühen Kaiserzeit wird von den römischen Militärlagern bei Lahnstein, Limburg, Oberbrechen und Dorlar sowie der Stadtgründung Waldgirmes geprägt. Sie alle sind in spätrepublikanische bis spätaugusteische Zeit zu datieren. Als 2016 auf dem „Ehrlich“ oberhalb von Bad Ems ein ca. 8 ha großes Holz-Erde-Lager entdeckt wurde, schien ein weiteres augusteisches Lager gefunden zu sein. Ausgrabungen der Goethe-Universität 2017–18 konnten jedoch belegen, dass es zwischen 40 und 70 n. Chr. zu datieren ist. Diese Entdeckung wirft neues Licht auf ein anderes, altbekanntes Denkmal. Über 100 Jahre lang galt die rechteckige, ca. 0,8 ha große Wall-Graben-Anlage auf dem Blöskopf bei Bad Ems als vermeintliches römisches „Hüttenwerk“. Ohne konkrete Anhaltspunkte wurde sie in den Kontext des unweit vorbeiziehenden Obergermanischen Limes gestellt und in die Zeit um 200 n. Chr. datiert. Eine Sondagegrabung 2008 und ihre Auswertung widerlegen dies. Vielmehr handelt es sich um eine kleinkastellartige Anlage, ebenfalls aus der Zeit um 40-70 n. Chr. Diese überraschende Erkenntnis wirft Fragen auf. Ein vorflavisches Kleinkastell ist rechts des Rheins bisher singulär. Ungewöhnlich für diese frühe Zeit ist auch die Existenz eines steinfundamentierten Bauwerks im Inneren. Welche Funktion(en) hatte das Lager, welche der Steinbau in seinem Inneren? In diesem Zusammenhang gilt es auch die Datierung und Funktion einer bisher unbekannten, nun aber im LiDAR-Scan sichtbaren Abschnittsbefestigung (Wall-Graben-Anlage) zu klären, durch die der Blöskopf-Pass in Richtung Osten abgesperrt und somit auch der Zugang zur Lahn kontrollierbar wurde. Stehen diese Anlagen im Zusammenhang mit den römischen Bergbauaktivitäten, die in der Region nachgewiesen sind und von Tacitus erwähnt werden? Welche Rolle spielte dabei das große Lager auf dem 1,5 km entfernten „Ehrlich“? Fielen beide Anlagen demselben Schicksal zum Opfer, wie finale Brandschuttschichten anzudeuten scheinen? Wenn es gelingt, die Anlagen auf dem Blöskopf näher zu charakterisieren, ließe sich die bisher unbekannte claudisch-neronische Okkupationsphase an der unteren Lahn besser einordnen und deuten. In einer Kooperation der Goethe-Universität Frankfurt und der GDKE Koblenz sollen in einer sechswöchigen Ausgrabung drei gezielte Flächen angelegt werden. Ferner weisen geochemische Keramikanalyse auf bisher unbekannte Verbindungen zu gleichzeitigen Militäranlagen im Rhein-Main-Gebiet hin.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen