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Olfaktorische Kognition von Sozialbeziehungen bei Primaten

Antragstellerin Dr. Brigitte Schlögl
Fachliche Zuordnung Biologie des Verhaltens und der Sinne
Förderung Förderung von 2019 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 431042684
 
Der Geruchssinn gehört zu den evolutionär ältesten der tierischen Sinne und spielt bei zahlreichen Säugetieren eine zentrale Rolle für soziale Kognition und Kommunikation. Auch in evolutionär älteren Primatentaxa wie Lemuren und Loris ist die Bedeutung des Geruchssinnes für das Sozialleben gut etabliert. Bei Altweltaffen nahm man jedoch lange an, dass sie den Geruchssinn aufgrund ihrer starken visuellen Orientierung kaum nutzen. Obwohl diese Ansicht zunehmend als veraltet gilt, wurden bislang kaum Geruchsstudien bei Altweltaffen durchgeführt. Dies ist insofern relevant, da Altweltaffen als die Primaten mit den komplexesten Sozialbeziehungen gelten. Derartige Beziehungen bringen erhebliche kognitive Herausforderungen mit sich, da die Tiere soziales Wissen über Artgenossen erwerben sowie ihre eigenen und die sozialen Interaktionen anderer verfolgen müssen. Gerüche könnten hierzu entscheidend beitragen, da sie Informationen über Artgenossen liefern können, die (temporär) nicht durch andere Sinne wahrgenommen werden können. Zudem können sie die Genauigkeit und Zuverlässigkeit von Information erhöhen, die mit anderen Sinnen erfasst wurden. Dennoch wurde die Wahrnehmung sozialer Eigenschaften und Beziehungen bei Altweltaffen bisher primär im visuellen und auditiven Bereich untersucht. Um die Kommunikation und soziale Komplexität von Primaten besser verstehen zu können ist es daher nötig, die Wissenslücken zur Rolle des Geruchssinnes für soziale Kognition von Altweltaffen zu schließen. In dem vorgeschlagenen Projekt wird daher die olfaktorische Kognition von Sozialbeziehungen bei Berberaffen (Macaca sylvanus) untersucht. Von diesen Altweltaffen ist bekannt, dass sie verschiedene soziale Eigenschaften und Beziehungen von Artgenossen anhand visueller und akustischer Reize erkennen können. Das Projekt nutzt einen leistungsstarken, integrativen Ansatz, der die Analyse der chemischen Zusammensetzung des Körpergeruchs mit der experimentellen Präsentation des Körpergeruchs von Artgenossen kombiniert. Dazu werden modernste nicht-invasive Beprobungsmethoden, hochempfindliche Gaschromatographie-Massenspektrometrie-Analysen und etablierte kognitive Testansätze verwendet. Die Studie wird an zwei habituierten Populationen, die in natürliche Sozialstrukturen leben, unter freilandähnlichen Bedingungen durchgeführt. Insbesondere wird untersucht, welche grundlegenden (Identität, Verwandtschaft, Rang) und abgeleiteten (Beziehungen Dritter, Gruppenzusammensetzung) sozialen Informationen aus dem Körpergeruch von Berberaffen gewonnen werden können. Die Information in der chemischen Zusammensetzung des Körpergeruchs wird dabei mit der Nutzung olfaktorischer Reize durch die Affen für das Erkennen sozialer Eigenschaften und Beziehungen in Bezug gebracht. Dadurch trägt das Projekt wesentlich zum Verständnis der olfaktorischen Mechanismen und kognitiven Grundlagen komplexer Sozialbeziehungen sowie der Evolution von Kommunikation und sozialer Komplexität von Primaten bei.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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