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Politik und Praxis des städtebaulichen Denkmalschutzes im Iran – problematisiert am Beispiel Teheran

Antragstellerin Solmaz Yadollahi, Ph.D.
Fachliche Zuordnung Städtebau/Stadtentwicklung, Raumplanung, Verkehrs- und Infrastrukturplanung, Landschaftsplanung
Förderung Förderung von 2019 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 431496196
 
Erstellungsjahr 2023

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die Projektergebnisse umfassen empirisch untersuchte Fälle an den Schnittstellen der Bereiche Stadtplanung, Heritage Studies, und Denkmalpflege. Methodisch experimentiert das Projekt mit der Assemblage-Theorie, um einen Beitrag zur aktuellen Mainstream-Literatur der Heritage Studies zu leisten, die sich auf Diskursanalysen konzentriert. Die Analyse ideologischer, bürokratischer, wirtschaftlicher und räumlich-materieller Elemente dient dazu, die Entwicklung von Erhaltungsprojekten in Teheran und Iran zu begreifen. Das Projekt enthält einen Überblick über die wichtigsten menschlichen und nicht-menschlichen Akteure und unterstreicht deren konsistentes Verhalten in der Interaktion miteinander. Wenn man die informellen Verbindungen und die formellen Beziehungen der beteiligten Akteuren beachtet und wiederkehrende Verhaltensmuster unter ihnen verfolgt, wird eine Tendenz deutlich: Die Akteure bilden ein diskursiv-räumliches Assemblage, das dazu neigt, seine angesammelten Ressourcen abzubauen. Obwohl die Studie ohne vorgefasste Annahmen durchgeführt wurde und hauptsächlich auf empirischen Beobachtungen beruhte, stimmen die Ergebnisse interessanterweise mit Katouzians (2004) Darstellung des Iran als "pick-axe society" überein. Innerhalb dieser Gesellschaft strebt die untersuchte Assemblage danach, die vorherrschenden Strukturen zu dekonstruieren und neue einzuführen, wobei sie paradoxerweise genau den Kreislauf aufrechterhält, dem sie zu entkommen sucht. Obwohl das Projekt die Auswirkungen ideologischer Starrheit hervorhebt, kommt es zu einer überraschenden Schlussfolgerung: Die primäre Herausforderung der Denkmalschutzplanung in Teheran und Iran liegt nicht in der Dominanz eines starren autorisierten Denkmalschutzdiskurses, sondern vielmehr im Mangel an ausreichend stabilen und soliden diskursiven, räumlichen und administrativen Strukturen. Ein aufschlussreiches Verhaltensmuster der reformistischen Stadtverwaltungen in Teheran zeigt eine Tendenz, "Boundary Objects" zu verwenden, um die Spannungen innerhalb der gegensätzlichen Identitätsdiskurse und Konflikte um den öffentlichen Raum zu verwischen. Als "Boundary Objects" gelten Vermittlungselemente wie städtische Freiräume, Instagram- Plattformen der Stadtverwaltung, nichtstaatliche Influencer in den sozialen Medien, Museen sowie Lieder und Filme. Die Planer setzen diese ein, indem sie die Nostalgie der Teheraner Öffentlichkeit für die Pahlavi-Zeit mit den historischen Narrativen der Qajar-Zeit und der islamisch-revolutionären Identität der 1980er Jahre verschmelzen, um die Attraktivität des Teheraner Erbes auf dem Markt zu steigern. Mit dem Ende jeder reformistischen Amtszeit und zu Beginn der konservativen Ämter erfährt diese Strategie einen bemerkenswerten Umbruch, was das beobachtete Modell der "pick-axe society" bestätigt.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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