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Kognitive Kontrolle der auditiven Aufmerksamkeit: Untersuchungen zum flexiblen vorbereitenden "Einstimmen" auf einen Sprecher in einer Situation mit mehreren Sprechern

Antragsteller Professor Dr. Iring Koch
Fachliche Zuordnung Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung Förderung von 2019 bis 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 431548051
 
Selektives Hören ist ein besonders gutes Beispiel für die Rolle der Aufmerksamkeit in der Verarbeitung auditiver Information. Auditive Aufmerksamkeit in der Sprachverarbeitung wurde häufig in experimentellen Paradigmen mit mehreren Sprechern („cocktail party“ Situationen) untersucht, in denen ein Zielsprecher verstanden werden soll, während gleichzeitige und potentiell ablenkende Sprecher ignoriert werden sollen. Allerdings fokussierten die meisten dieser Studien darauf, wie gut man die Aufmerksamkeit auf den Zielsprecher richten kann, und es wurde vor allem gemessen, wie gut der gehörte Inhalt wiedergegeben werden kann. Im Unterschied dazu wird das vorgeschlagene Projekt das intentionale Wechseln der Aufmerksamkeit von einem Sprecher zu einem anderen Sprecher untersuchen, indem Reaktionszeit-Maße mittels manueller Reaktionen erfasst werden. In Vorarbeiten des Antragstellers wurde bereits ein Paradigma eingeführt, in dem zwei Sprecher gleichzeitig einstellige Zahlwörter sprechen und ein vorher dargebotener Hinweisreiz jeweils über das Geschlecht oder die Darbietungsseite des Zielsprechers informiert. Die Aufgabe ist eine einfache numerische Größenklassifikation (kleiner oder größer als 5). Der Vergleich der Leistung bei einem Wechsel des Ziel-Kriteriums (z.B. von Frau zu Mann) mit der Wiederholung zeigte deutliche „Wechselkosten“ (längere RT und höhere Fehlerraten), was eine „Trägheit“ der Aufmerksamkeit nahelegt, die die Effektivität des flexiblen Wechselns begrenzt. Angesichts dieser Begrenzung ist es wichtig zu untersuchen, inwieweit die Wechselkosten durch die Vorbereitung auf einen Aufmerksamkeitswechsel reduziert werden können. Dieses Projekt zielt darauf, Vorbereitung als proaktiven kognitiven Kontrollprozess zu untersuchen, indem das Intervall zwischen Hinweisreiz und Zielreiz variiert wird. Bisherige Studien mit ähnlichen Paradigmen fokussierten entweder nicht auf den Vorbereitungsprozess oder zeigten gemischte Befunde. Die vorgeschlagenen Experimente sollen diese Forschungslücke schließen. Hierzu wird die Expertise des Antragstellers (Iring Koch, Aachen) ergänzt mit derjenigen seines internationalen Kooperationspartner Dr. Aureliu Lavric (Exeter, UK), der ein anerkannter Experte für die kognitiv-neurowissenschaftliche Untersuchung von Aufmerksamkeit und kognitiver Kontrolle ist und für den ein Mercator Fellowship beantragt wird. Neun kognitiv-behaviorale Experimente sollen klären, unter welchen Bedingungen Vorbereitung optimal ist. Zusätzlich sollen zwei EEG-Studien es erlauben, die neurokognitiven Prozesse während des Vorbereitungsintervalls zu untersuchen, um festzustellen, ob hierbei bereits ein antizipatorisches „tuning“ der perzeptuellen Gewichtung stattfindet oder ob Vorbereitung das Aktualisieren von abstrakten Aufgabenzielen beinhaltet. Die Ergebnisse sind relevant für die Grundlagenforschung und können zur Verbesserung des selektiven Hörens in Anwendungskontexten beitragen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Großbritannien
 
 

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