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Wohnen nach der Migration. Materialismus, Hoffnung und Melancholie russischsprachiger migrantischer Mittelschichten

Antragstellerin Dr. Darja Klingenberg
Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung von 2019 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 431580190
 
Beantragt wird die Publikationsbeihilfe für die mit Summa cum Laude bewertete Doktorarbeit „Wohnen nach der Migration. Materialismus, Hoffnung und Melancholie russischsprachiger migrantischer Mittelschichten“. Darstellung des Projektes Die Arbeit untersucht Wohn- und Einrichtungspraxen russischsprachiger migrantischer Mittelschichten. Sie beantwortet drei miteinander verknüpfte Fragen: Welche Erkenntnisse kann die Migrationsforschung ausgehend von einer Untersuchung des Wohnens gewinnen? Wie verläuft das Wohnen nach der Migration? Welche Bedeutung hat die Einrichtung der Wohnung für russischsprachige migrantische Mittelschichten? Das übergreifende Erkenntnisinteresse verfolgt die Frage, wie, welche Gruppen und Gegenstände in den Blick der Migrationsforschung geraten oder im Gegenteil unauffällig und für die Forschung irrelevant bleiben. So trägt die Arbeit zu einer reflexiven Wende in der Migrationsforschung bei, die etablierte Klassifikationsweisen von Mobilität, Migration und kultureller Differenz überprüft, erweitert und schärft. Ausgehend von raumtheoretischen, intersektional feministischen und phänomenologischen Perspektiven erschließt die Studie einen migrationssoziologisch vernachlässigten Gegenstand. Mit Methoden der Biographieforschung und sinnlich sensibilisierter teilnehmender Beobachtung rekonstruiere ich migrantische Wohnweisen in ihren räumlich-materiellen, praxeologischen und biographisch-genealogischen Dimensionen.Für die Debatte um Mobilität und Sesshaftigkeit entwirft die Arbeit einen theoretisch und methodisch fundierten Vorschlag zur Untersuchung migrantischer Häuslichkeiten.Der Blick auf Wohn- und Einrichtungspraxen einer russischsprachigen Untersuchungsgruppe – statt der Untersuchung von Russlanddeutschen oder Kontingentflüchtlingen – ist ein Entwurf einer Migrationsforschung jenseits der ethnischen Brille. Stattdessen macht die Untersuchung klassen- und geschlechtsspezifische Aneignungsprozesse von Raum und die Veränderungen von Alltagspraxen, Geschmack und Selbstverständnissen zum Gegenstand der migrationssoziologischen Analyse.Die Arbeit leistet einen empirischen Beitrag zu dem Verständnis der Lebenswelten qualifizierter russischsprachiger Migrant*innen und rekonstruiert drei Typen von Wohnweisen. Am paradigmatischen Fall der oft als vorbildlich wahrgenommenen postsowjetischen Migrant*innen, russischsprachigen Jüd*innen, Spätaussiedler*innen und Bildungsmigrant*innen, werden klassenund geschlechtsspezifische Aushandlungen von Mobilität und Sesshaftigkeit nachvollziehbar. Die Problemlagen und Anpassungsleistungen migrantischer Mittelschichten werden in ihren Ambivalenzen und subtilen Arrangements herausgearbeitet. Beleuchtet werden materielle und politische Ansprüche, Entwürfe kultureller Bürger*innenschaft und der melancholische Bezug aufmeritokratische Ideale. Ausgehend von diesen Selbstverständnissen und Strategien wird ein weitergehendes Verständnis migrantischer Mittelschichten entwickelt.
DFG-Verfahren Publikationsbeihilfen
 
 

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