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Echtes Hexenwerk und falscher Zauber. Die Inszenierung von Magie im spanischen und französischen Theater des 17. Jahrhunderts
Antragstellerin
Dr. Anna Isabell Woersdoerfer
Fachliche Zuordnung
Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft; Kulturwissenschaft
Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft; Kulturwissenschaft
Förderung
Förderung von 2019 bis 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 431647111
Das Theater des 17. Jahrhunderts markiert durch die rasanten verbalen (rhetorischen) und nonverbalen (bühnenmaschinellen) Entwicklungen den Beginn der Neuzeit. Die Wirkkraft der auf maßgeblichen Innovationen in Theatertechnik und sprachlichem Ausdruck basierenden Barockdramen ist ungebrochen und deren Inszenierung stellt auch heute noch eine Herausforderung dar. Diese Modernität und Vitalität des frühneuzeitlichen Theaters lässt sich insbesondere an der Darstellung von Magie und deren Effekten festmachen, die daher im Mittelpunkt des Projekts steht. Unter einer literar- und kulturwissenschaftlichen Perspektive will die Untersuchung neue Erkenntnisse auf drei Ebenen befördern: Auf einer theoretischen Ebene wird erstens das frühneuzeitliche Phänomen zur Entwicklung eines Analysemodells mit dem Konzept der Inszenierung zusammengeführt, um die Theatralität von Magie in ihren ästhetischen wie historisch-lebensweltlichen Erscheinungsformen erklärbar zu machen. Zweitens werden auf der inhaltlichen Mikroebene ausgewählte Theaterstücke und nichtfiktionale Magiedokumente bekannter (z. B. Calderón, Corneille, Del Río) und v. a. unbekannter Autoren zur Aufarbeitung der theatral-inszenatorischen, insbesondere sprachlichen und spektakelhaften Darstellungsweisen einem close reading unterzogen. Auf der inhaltlichen Makroebene strebt das Projekt drittens komparatistische Einsichten im Hinblick auf den Ländervergleich Spanien/Frankreich (kulturräumlicher Aspekt) und hinsichtlich diachroner Entwicklungen (zeitlicher Aspekt) zwischen ca. 1600 und 1685 an: Durch die Divergenz der zwei gleichwohl beiderseits im Untersuchungszeitraum aufblühenden Dramenkonzeptionen bislang verhindert, sollen einerseits gattungsbedingte Gemeinsamkeiten und Unterschiede (comedia vs. tragédie und comédie) literarischer Magieinszenierungen und andererseits generische wie auch grundsätzlich mentalitätsgeschichtliche Ablösungsprozesse (nationale Theatermoden; Magiegläubigkeit und -skepsis) aufgedeckt werden. Bei maßgeblicher Historisierung seines Gegenstands greift das Projekt methodisch auf drei interdisziplinäre Zugänge zum Performativen zurück: Erstens dienen ethnologische Magie- und Ritualstudien unter berücksichtigter Trennung von magischer und ästhetischer Illusion der Funktionsbeschreibung historischer und literarischer Magie. Linguistische und rhetorische Modelle vermögen zweitens die Versprachlichung magischen Handelns zu beschreiben. Drittens eröffnen theater- und literaturwissenschaftliche Überlegungen zu (Theater-)Maschine und Schauspieltechnik Anknüpfungspunkte zur Analyse der visuell-spektakulären Umsetzung von Magie und ihrer Wirkung auf die Zuschauer. Auf Basis der gegenseitigen Erhellung von Magie und Theatralität sind tiefgreifende Erkenntnisse nicht nur über das frühneuzeitliche Phänomen der Magie in ihrem historischen Kontext, sondern schwerpunktmäßig und insbesondere auch über ihr ästhetisch-poetisches Potential im Barocktheater zu erwarten.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen